Westjordanland: Attacke von israelischen Siedlern – Dreijähriger am Kopf verletzt
Frankfurter Rundschau
In dem palästinensischen Dorf Mufkara im Westjordanland verkalkuliert sich die radikale jüdische Siedlerbewegung mit ihren Terrorattacken. Israel ist entsetzt angesichts der Gewalt.
Westjordanland – Vergangene Nacht habe ihr Dreijähriger sie gefragt, ob auch ja alles zu ist, erzählt seine Mutter, Bara’a Hamandi. Damit niemand kommt, um ihn zu holen, habe er gesagt. Im Soroka-Hospital in Beer Scheva ist man zwar zuversichtlich, dass seine Kopfverletzung, wegen der er dort vier Tage in Behandlung war, keine Spätfolgen nach sich ziehen wird. Aber was in dem Kleinen vor sich geht, lässt sich nur erahnen, wenn er auf die gezackten Glasreste im Fensterrahmen blickt.
Das sind die Überreste eines der schlimmsten Siedlerangriffe, die ein palästinensisches Dorf je erlebt hat. Kaum eine Scheibe in Mufkara, einem Flecken am Südrand des Westjordanlandes, ist noch heil. Weder am Gemeinschaftstraktor noch an den Autos, ohne die man in dem abgelegenen Ort aufgeschmissen ist, und auch nicht an den ärmlichen Behausungen. Doch der Steinbrocken, den einer der rund 80 Maskierten durch besagtes Fenster schleuderte, hätte fast Muhammads Leben gekostet.
Es geschah am helllichten Mittag, Dienstag vor einer Woche. Begonnen hatte alles mit einem Vorfall nur zu bekanntem Muster: „Von draußen kam Lärm“, erinnert sich Fasil Hassan Hamandi. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, ein paar Israelis aus dem illegalen Siedlervorposten Avigail griffen einen palästinensischen Hirten und seine Herde am Hang vis-a-vis von Mufkara an. „Ich rannte raus, um ihm beizustehen“, so der 45-Jährige. Er schiebt seine schwarz-weiße Keffijeh aus dem sonnengegerbten Gesicht. Das sich das auswachsen würde, damit rechnete er nicht. Aber dann blieb es nicht bei ein paar abgestochenen Ziegen.