Weiterer Tatverdächtiger des Genozids in Ruanda gefasst
DW
Fast 30 Jahre sind seit dem Völkermord in Ruanda vergangen und noch immer ist ein Teil der an den Massenmorden Beteiligten auf freiem Fuß. In Südafrika wurde jetzt einer der mutmaßlichen Haupttäter festgenommen.
Bei dem - 29 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda - Gefassten handelt es sich nach Angaben des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen mit Sitz in Den Haag um den ehemaligen Polizeibeamten Fulgence Kayishema. Ihm wird zur Last gelegt, am 15. April 1994 die Ermordung von etwa 2000 Angehörigen der Volksgruppe der Tutsi angeordnet zu haben, die sich in die katholische Kirche von Nyange in der Präfektur Kibuye geflüchtet hatten.
Laut dem Gericht soll Kayishema "direkt an der Planung und Durchführung des Massakers beteiligt gewesen sein (...), insbesondere durch die Beschaffung (...) von Benzin", mit dem die Kirche mit den Menschen darin angezündet werden sollte. Als dieser Plan fehlschlug, sollen Kayishema und seine Komplizen den Gerichtsangaben zufolge die Kirche mit einem Bulldozer zum Einsturz gebracht haben. Die Menschen seien unter den Trümmern begraben worden, hieß es weiter.
Kayishema war seit 2001 auf der Flucht. Damals hatte der von den Vereinten Nationen eingesetzte Internationale Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) Anklage gegen ihn erhoben, wegen Völkermordes, Mittäterschaft am Völkermord, Verschwörung zum Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
"Seine Verhaftung stellt sicher, dass er für seine mutmaßlichen Verbrechen endlich vor Gericht gestellt wird", sagte Staatsanwalt Serge Brammertz. Der Verdächtige sei durch die Zusammenarbeit von Ermittlern in mehreren südafrikanischen Ländern aufgespürt worden. Das Verfahren gegen Kayishema wird vor dem Nachfolgegericht des 2008 aufgelösten Strafgerichtshofs ICTR geführt.
Die ruandische Regierungssprecherin Yolande Makolo schreibt nach der Festnahme bei Twitter: "Endlich." Der Nachrichtenagentur Reuters sagte sie, nach fast 30 Jahren gebe es immer noch eine lange Liste flüchtiger Massenmörder. Sie lebten in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. "Wir werden weiterhin mit Partnerstaaten und -institutionen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie für Verbrechen, die während des Völkermords an den Tutsi im Jahr 1994 begangen wurden, zur Rechenschaft gezogen werden", kündigte Makolo an.