Venezuela in der Dauerkrise: Hyperinflation, Korruption und Mangelwirtschaft
Frankfurter Rundschau
Venezuela liegt seit Jahren wirtschaftlich am Boden. Nun streicht die Regierung sechs Nullen der Währung und will mit der Opposition verhandeln.
Venezuela – Wenn man Marita Carmona fragt, wie sie ihre Tage verbringt, dann bekommt man eine sehr typisch venezolanische Antwort. Sieben Tage daheim im Lockdown, sieben Tage auf der Suche nach Benzin, Lebensmitteln und bezahlbaren Medikamenten für ihre kränkelnden Eltern. Eine Woche Quarantäne wird in Venezuela abgelöst von einer Woche Ausgang, um arbeiten und einkaufen zu können. So hat es die Regierung von Präsident Nicolás Maduro verordnet, um zum einen die Pandemie einzugrenzen, aber zugleich den Menschen nicht auch noch ihre Lebensgrundlage komplett zu nehmen. Marita Carmona nimmt diesen Rhythmus gelassen. Sie ist krisenfest. Venezuela steckt seit gefühlt einer Dekade nicht nur in einer politischen, sondern auch in einer tiefen Wirtschafts- und Finanzkrise. Die 37-Jährige erinnert sich noch an die Jahre 2015 bis 2017, als es praktisch nichts zu kaufen gab – oder nur überteuert auf dem Schwarzmarkt. Damals waren die Geschäfte leer, in langen Schlangen windeten sich die Menschen um Supermärkte, um eines der knappen Güter und Lebensmittel zu ergattern. „Heute ist wieder alles da, wie von Zauberhand“, erzählt Carmona am Telefon. Kaffee, Milch, Reis, sogar mehrere Sorten von allem. Selbst Kaviar gibt es. „Aber es ist so teuer, dass es kaum einer bezahlen kann, es sei denn, er verfügt über Dollars“.More Related News