Völlig verbockt haben wir Alten es jedenfalls nicht
Die Welt
Die Rockmusik der Achtziger mag scheußlich gewesen sein – aber wir waren jung. Und sind wir Boomer heute auf eine gewisse Weise nicht auch die letzte Generation? „Rock of Ages“, eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten, beantwortet die Frage nun auf Deutsch.
Wir sind extra einen Tag früher nach München gereist, um ein wenig Glamour zu erhaschen und uns einzustimmen auf das schwer sentimentalische Sleaze-Musical „Rock of Ages“, das hier seine Deutschland-Premiere feiert. Basst scho! Wenn es einstmals eine deutsche Stadt gab, die etwas von dem liederlichen Geist des Sunset Strip eingeatmet hatte, dann war es das bajuwarische Los Angeles.
Und wir haben Glück, die Sterne auf dem Hollywood Boulevard stehen günstig. Schon nachmittags in der Frauenkirche reitet ein katholischer Eleve die Hausorgel, als wäre er John Lord höchstselbst. Es ist Karwoche und der Gekreuzigte mit einer rosa Decke verhängt, damit er das nicht mitansehen muss. Aber es kommt alles noch viel besser. Nach dem Essen im Augustiner Bräu (Bar and Grill!) auf dem Weg zurück ins Hotel belauschen wir zwei Frauen beim Lästern. „Da heißt die Show schon ‚Rock of Ages‘, und dann spielen die nur Journey.“ Sie gehören zum Service-Staff vom Deutschen Theater, stellt sich auf Nachfrage heraus, haben die musikalischen Achtziger offensichtlich erlebt, auch wenn sie sich vielleicht nicht mehr daran erinnern können, und zeigen sich von den Proben nicht ganz so beeindruckt. „Aber trotzdem viel Spaß morgen!“ Und jetzt kommt doch tatsächlich langsam so etwas wie Vorfreude auf.