Ukraine-Krise: Botschafter hofft, „dass die Deutschen aufgerüttelt werden“
Frankfurter Rundschau
Die Angst einer Invasion der Ukraine durch Russland bleibt weiter hoch. Die Nato versetzt ihre Truppen in Alarmbereitschaft. Der ukrainische Botschafter wird deutlich.
+++ 10.30 Uhr: Nachdem sich Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, bereits am Wochenende zum Ukraine-Konflikt geäußert hat, legt er am Dienstag nach. Melnyik forderte im „Morgenmagazin“ des ZDF, dass Deutschland der Ukraine nun Waffen liefern müsse. Derzeit bestehe die „größte Gefahr seit dem Zweiten Weltkrieg“, so der Botschafter. Als Nicht-Nato-Mitglied stehe die Ukraine „allein“ da. Deshalb hoffe er, dass „die Deutschen aufgerüttelt werden“.
Die Regierung in Kiew fordert von der Bundesregierung bereits seit längerer Zeit Waffenlieferungen. Die Ampel-Koalition lehnt diese jedoch ab. „Wir haben in unserem Koalitionsvertrag vereinbart, dass keine Waffen in Krisengebiete geliefert werden sollen“, hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, noch Mitte Januar betont. „Angesichts der aktuellen Lage und Betroffenheit unseres Kontinents sollten wir das im konkreten Fall überdenken“, fügte sie damals allerdings hinzu. Derzeit mehren sich die Stimmen in der FDP, welche Waffenlieferungen an die Ukraine nicht mehr gänzlich ausschließen.
Update vom Dienstag, 25.01.2022, 06.00 Uhr: Die Truppen der Nato in Osteuropa sind aufgrund der Ukraine-Krise längst in Alarmbereitschaft. Die USA verstärkten ihre Militärpräsenz in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses um 8.500 Soldaten. Doch laut eines Berichts der New York Times könnte das erst der Anfang sein.
Wie die Zeitung berichtet, besprach US-Präsident Joe Biden die Lage an der Grenze der Ukraine im Verteidigungsministerium. Die Generäle versicherten ihm, das Pentagon könne innerhalb kurzer Zeit Truppenverbände mit bis zu 50.000 Soldaten in angrenzende Nato-Mitgliedsstaaten entsenden. - zusätzlich zu den rund 10.000 Nato-Soldaten, die bereits in nahe an Russland gelegenen Ländern wie Polen, Rumänien und der Türkei* stationiert sind. Daneben befinden sich außerdem rund 150 amerikanische Militärberater in der Ukraine selbst.
Sollte Russland aber tatsächlich einen Angriff auf die Ukraine beginnen, die bis jetzt stationierten Truppen der Nato könnte die russische Armee wohl kaum aufhalten. Bis zu 100.000 Mann stark sollten die Verbände bereits sein, die sich an der Grenze zur Ukraine eingefunden haben. „Es ist wahrscheinlich zu wenig zu spät, um Putin abzuschrecken“, sagte Jim Townsend, Nato-Berater in der Regierung von Präsident Barack Obama, gegenüber der New York Times.