Ukraine-Krieg: Größte Flüchtlingsbewegung der Gegenwart - 300.000 Menschen auf der Flucht
Frankfurter Rundschau
Viele Menschen fliehen vor den russischen Truppen aus der Ukraine. Die ersten Schutzsuchenden kommen auch in Deutschland an.
Update vom Sonntag, 27.02.2022, 06.44 Uhr: Die Vereinten Nationen gehen von knapp 300.000 Vertriebenen wegen des Krieges in der Ukraine aus. Wie das UN-Nothilfebüro Ocha unter Berufung auf das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Samstag berichtete, seien 160.000 Menschen Berichten zufolge innerhalb des Landes auf der Flucht - 116.000 zusätzliche Personen seien in Nachbarländer geflohen. Diese seien vor allem nach Polen gezogen, aber auch nach Moldau und Rumänien.
Die Behörden in der Ukraine befürchten bis zu fünf Millionen Flüchtende. Es könnte sich um eine der größten Flüchtlingsbewegungen der Gegenwart handeln, hatte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield gewarnt. Unter Berufung auf den UN-Menschenrechtsrat berichtete Ocha zudem davon, dass mindestens 64 Zivilisten bei den Kämpfen nach dem Einmarsch Russlands getötet wurden und über 170 verletzt worden seien.
+++ 19.10 Uhr: Seit Beginn der russischen Invasion sind in Polen nach Angaben der Regierung 115.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Schutzsuchende müssen sich an der Grenze auf ukrainischer Seite auf lange Wartezeiten einstellen, berichtete Polens Vize-Innenminister Pawel Szefernaker am Samstag am Grenzübergang in Dorohusk. „Wir haben auch schon erste Versuche illegaler Grenzübertritte“, wird der Politiker von der dpa zitiert. Menschen, die versucht hätten, auf illegale Weise über die Grenze nach Polen zu gelangen, seien bereits festgenommen worden.
Zu den nur langsam vorankommenden Passkontrollen an der Grenze hatte sich Szefernaker zuvor im öffentlich-rechtlichen Sender TVP geäußert. Durch die Kriegssituation zwischen Russland und der Ukraine käme es zu Ausfällen der Computersysteme des ukrainischen Grenzschutzes. Täglich können bis zu 50.000 Geflüchtete aus der Ukraine an der Grenze abgefertigt werden, erklärte der polnische Politiker weiter.
Inzwischen haben sich neben Privatpersonen auch Firmen und Kommunalverwaltungen in Polen gemeldet, Geflüchtete aufzunehmen. Zuletzt hatte die polnische Eisenbahngesellschaft PKP bekannt gegeben, dass ukrainische Staatsbürger gegen Vorlage ihres Reisepasses kostenlos mit fast allen Zügen im Land reisen können. Ausgenommen sind nach dpa-Angaben die Intercity-Premium-Verbindungen.