Ukraine-Konflikt: Russlands Angst vor den Folgen der Sanktionen
Frankfurter Rundschau
Die Ungewissheit, die der Kreml seit Monaten im In- und Ausland verbreitet, zieht nun auch die eigene Wirtschaft in Mitleidenschaft
Moskau - Es hat den Fußballverein ZSKA Moskau erwischt. Der Tabellenvierte der russischen Premjerliga landete als eines von 25 Tochterunternehmen der staatlichen Wneschekonombank (WEB) auf der Sanktionsliste der USA. Jetzt rätseln Fans und Funktionäre über die Folgen für den Uefa-Cup-Sieger von 2005. Verträge mit US-Sportartikelherstellern verbieten sich damit, der Zahlungsverkehr mit Reklame-Plattformen wie Youtube auch.
Das gilt auch für Spielertransfers, je nachdem welche Aktiva die Gegenseite in den USA besitzt. „Wenn sich die EU und Großbritannien mit ähnlichen Sanktionen anschließen, wird alles viel schlimmer“, warnt die Zeitung Sowetski Sport. Dann könne ZSKA wohl sämtliche Spielerkäufe aus dem Ausland vergessen.
Der Westen hat nach der Anerkennung der ostukrainischen Rebellenrepubliken durch Moskau erste Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Ungewissheit, die der Kreml seit Monaten in der Ukraine und im Westen verbreitet, quält jetzt auch die eigene Wirtschaft. Die USA verbieten vom 1. März an den Kauf russischer Staatsobligationen vollständig, dazu alle Geschäfte mit der WEB sowie der Promswjasbank, sie gilt als Hausbank der russischen Rüstungsindustrie. Außerdem friert Washington die Aktiva enger Gefolgsleute von Wladimir Putin und ihrer Verwandten ein.
Auch Großbritannien setzte fünf russische Banken und drei kremlnahe Milliardäre auf die Sanktionsliste. Deutschland legte die Lizenzierung von Nord Stream 2 auf Eis, die EU verkündete Strafmaßnahmen gegen 27 Beamt:innen, Institutionen und Banken, die an der Aggression gegen die Ukraine beteiligt seien. Betroffen sind außerdem die 351 Duma-Abgeordneten, die für die Anerkennung der Separatistenrepubliken gestimmt hatten. Ihr Vermögen in Europa wird eingefroren, ihre Einreise verboten. Der Westen droht, dieses „erste Sperrfeuer“, wie es der britische Premier Boris Johnson nennt, zu verschärfen, sollte Russland seine Aggression fortsetzen.
Das offizielle Russland reagierte unbeeindruckt. „Auf die Sanktionen wird es eine starke Antwort geben“, verlautbarte das russische Außenministerium zu den US-Strafmaßnahmen. „Nicht unbedingt symmetrisch, aber ausgewogen und spürbar für die amerikanische Seite.“ Kein Sanktionspressing sei imstande die Entschlossenheit Russlands zu beeinflussen, seine Interessen fest zu vertreten.