Ukraine-Konflikt: Klitschko bereitet sich auf „Eskalation“ mit Russland vor
Frankfurter Rundschau
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnt vor einem baldigen Einmarsch Russlands in die Ukraine. Für die Gespräche des Nato-Russland-Rats hat er nicht viel übrig.
Kiew – Verhandlungen zwischen Russland und den USA mit Hinblick auf die Ukraine haben keine Lösung gebracht. Etwa 100.000 russische Soldat:innen soll der Kreml in den vergangenen Wochen an die Grenze beordert haben. Im Dezember drohte Wladimir Putin mit einer „militärisch-technischen Reaktion“, sollten die westlichen Staaten ihre „eindeutig aggressive Haltung“ nicht aufgeben. Der Kreml fordert, dass sich die Nato nicht weiter Richtung Osten erweitert.
Die Angst vor einem Einmarsch Russlands wächst, auch bei Vitali Klitschko. Der ehemalige Schwergewichts-Boxer und heutige Bürgermeister von der ukrainischen Hauptstadt Kiew bereite sich derzeit auf eine „Eskalation“ des Konflikts vor.
Mit deutlichen Worten richtet sich Vitali Klitschko an Russland: „Wenn es eskaliert, müssen wir bereit sein, unsere Unabhängigkeit und die Integrität unseres Landes zu verteidigen“, sagte er dem US-Sender CNN. Als Bürgermeister von Kiew sei er für die Organisation des Zivilschutzes in der Hauptstadt zuständig. „Wir hoffen, dass dies nie passiert. Das ist der schlimmste Fall, aber wir müssen vorbereitet sein“, fügte Klitschko hinzu. Wegen der russischen Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine sei er „besorgt“. Allerdings halte er es für möglich, dass Russland nur die „Muskeln spielen“ lasse.
Erstmals seit zwei Jahren waren die Nato-Staaten sowie Vertreter des Kremls zu Gesprächen des Nato-Russland-Rates zusammengekommen, um über die Spannungen zwischen beiden Seiten zu beraten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teilte im Nachhinein mit, dass die Differenzen nur schwer zu überbrücken seien: „Das war keine einfache Diskussion.“ Es bestehe weiter ein „echtes Risiko eines bewaffneten Konflikts in Europa“. Und Stoltenberg sagte: „Russland ist der Aggressor“.
Weil die Ukraine nicht auf dieser Ebene einbezogen wurden, übte Klitschko auch deutliche Kritik an den Gesprächen in Belgien und der Schweiz. „Jeder spricht über die Ukraine, ohne die Ukraine“, sagte er CNN. Er sprach von einem „geopolitischen Spiel“.