Ukraine-Konflikt: Fox News schlägt sich auf die Seite Putins
Frankfurter Rundschau
Die Krise an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland schlägt Wellen bis in die USA. In rechten Medien kommt es zu einem Tabubruch.
USA – An der Grenze zur Ukraine sammeln sich seit Wochen russische Truppen. Bis zu 100.000 Soldaten soll Wladimir Putin bereits in die Region entsendet haben. Die Nato versetzt die eigenen Streitkräfte in Alarmbereitschaft, die USA senden tausende Truppen in die angrenzenden Staaten und die ganze Welt blickt besorgt auf die Region zwischen Woronesch und Charkow.
Selbstverständlich ist die Krise an der Grenze der Ukraine auch Thema der konservativen Medienanstalten in den USA. Doch statt der Angst vor einem Krieg mit Russland scheint hier die Wut auf die Politik von Joe Biden zu überwiegen. Allen voran geht einmal mehr die Meinungssparte von Fox News, angeführt von Tucker Carlson, dem erfolgreichsten Moderator der zeitgenössischen Abendunterhaltung. Carlsons rhetorischer Lieblingstrick ist es, Fragen zu stellen, in denen Statements mehr oder weniger offensichtlich verpackt werden. „Warum ist es ein Zeichen von Illoyalität, sich mit Russland zu solidarisieren und warum ist es ein Zeichen von Loyalität, solidarisch mit der Ukraine zu sein?“, fragte Carlson ganz unschuldig ein seiner Show am Sonntagabend (23.01.2022). „Irgendwie komisch“, ergänzte der einstige Student der Geschichte.
Die Ukraine und die dort etablierte Demokratie seien für die USA „strategisch irrelevant“, sagte Carlson. „Keine rationale Person würde einen Krieg mit Russland wegen der Ukraine befürworten“, und weiter: „Ein solcher Konflikt würde Amerika weder sicherer noch stärker machen.“
Bei einem Blick, wer denn nun verantwortlich sei für die angespannte Lage zwischen der Ukraine und Russland, ist sich der ehemalige Nachrichtensprecher von CNN und nun Meinungsführer von Fox News sicher: Joe Biden und seine Demokraten. Es sei die „Hybris, Dummheit und gestörte Psychologie unserer Führer sowie massive Lobbykampagnen ukrainischer Politiker und amerikanischer Rüstungsunternehmen“, die das Land förmlich in einen Krieg mit Russland zwängen. Wladimir Putin erwähnt Carlson mit keinem Wort.
Was der Moderator mit Blick auf die Ukraine sagt, bestätigt einen Trend in der amerikanischen Medienlandschaft, der spätestens seit Donald Trump die Runde macht. Ging es früher um Russland oder ganz früher um die Sowjetunion, man konnte sicher sein, wie konservative Medien die Lage einschätzten. Ob der sozialistische Staat oder sein Nachfolger, Russland war das Böse. Selbst inländische Streitigkeiten zwischen Republikanern und Demokraten wurden regelmäßig hinten angestellt, um eine gemeinsame Front mit dem Gegner zu bilden.