Thomas Gottschalk war Stammkunde: Schreibwaren Schroeren muss nach 56 Jahren für immer schließen
Frankfurter Rundschau
56 Jahre nach seiner Gründung schließt das Schreibwarengeschäft Schroeren in Inning. Eine Nachfolge ist gescheitert – auch an den neuen Hausbesitzern.
Inning – Inning ohne Schreibwaren Schroeren? Unvorstellbar, werden sich viele denken. Und doch müssen sich die vielen Kunden aus Inning und drumherum genau damit nun abfinden. Denn mit dem heutigen Tag ist das Schreibwarengeschäft Geschichte, das Heinrich Schroeren 1967 neben dem damaligen Kaufhaus Sedlmayr an der Münchner Straße gründete und das seit drei Jahrzehnten am Marktplatz 1 zu Hause war.
Zu Hause – so fühlten sich auch die vielen Stammkunden bei Schroerens Tochter Barbara Wanzke (70) und ihrem ein Jahr jüngeren Mann Norbert, die 1990 die Leitung des Geschäfts übernommen hatten. „Wir haben jetzt seit fünf Jahren einen Nachfolger gesucht“, erzählt Barbara Wanzke im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Die Corona-Pandemie habe zwar zunächst die Suche erschwert, zuletzt habe es aber einen Interessenten gegeben, der das Geschäft bereits zum 1. Januar dieses Jahres gerne übernommen hätte. Aber: „Die alte Eigentümerin des Haues ist 2022 gestorben“, sagt Barbara Wanzke. Und mit den neuen Eigentümern, einer Erbengemeinschaft, habe es keine Einigung gegeben. Die Erben lebten nicht in Inning, sagt sie und mutmaßt, dass sie das Gebäude, in dem sich auch einige Wohnungen befinden, vermutlich verkaufen.
So kam es, dass der potenzielle Nachfolger im Februar absprang und die Wanzkes im März den Mietvertrag zum 31. Juli kündigten. „Wir räumen jetzt noch einen Monat aus“, sagt Barbara Wanzke. Während des Augusts werde es auch noch einen Räumungsverkauf geben, erklärt sie. Das mit mehreren hundert Titeln größte Pressesortiment weit und breit ist aber bereits aufgelöst. „Unser Grossist hat uns mal gesagt, es sei eines der größten nach dem Münchner Hauptbahnhof.“ Wer eine Zeitung oder eine Zeitschrift mit noch so kleiner Auflage zu einem noch so speziellen Thema haben wollte – Schroeren hatte sie oder bestellte sie für den nächsten Tag. „Das war früher die große Welt für Inning“, sagt Barbara Wanzke. Ein Stammkunde habe sie schon gefragt, wo er denn jetzt jede Woche das neueste Perry-Rhodan-Heft bekomme, erzählt Barbara Wanzke.
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Schreibwarenartikel und Bürobedarf, Geschenkartikel und Glückwunschkarten, Post-Agentur und Lotto-Annahmestelle und vor allem: ein Laden mit Herz und Seele – so dürften die Kunden Schroeren in Erinnerung behalten. „Unser Geschäft ist ein Teil des Ortes“, sagt Barbara Wanzke und berichtet von einem Dankesschreiben einer Frau, das sie dieser Tage erhalten habe. Darin schildere die Frau, wie sie einst zu Nikolaus einen Füller der Marke Lamy geschenkt bekommen habe. „Sie wusste aber schon, dass er von Schroeren ist und nicht vom Nikolaus.“ Dieser Füller begleite sie seitdem ihr Leben lang. Und natürlich schreibe sie mit ihm auch den Dankesbrief.