Türkei-Wahl: Hoffnung bei deutschen Politikern
DW
Fünf Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln sehen in der Wahl am Sonntag eine "Schicksalsstunde" für die Türkei - und große Chancen für die Opposition.
Am kommenden Sonntag findet in der Türkei die wichtigste und spannendste Wahl seit Jahrzehnten statt: Da sind sich fünf Bundestagsabgeordnete, drei von ihnen mit türkischen Wurzeln, einig. Geht am Sonntag, oder vielleicht bei der möglichen Stichwahl 14 Tage später, die Amtszeit von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Ende?
Der sich mehr und mehr als Autokrat geriert, dem Menschenrechtsverletzungen, Willkür und Korruption zur Last gelegt werden?
Ja, das scheint möglich, und deshalb haben die Parlamentarier einen ungewöhnlichen Schritt gewählt: An diesem Montag vor der Wahl treten die Abgesandten aller Bundestagsfraktionen mit Ausnahme der "Alternative für Deutschland" (AfD) in Berlin vor die Presse.
Ates Gürpinar, Vize-Parteichef der Linken, fasst im Gespräch mit der DW zusammen, was alle fünf Volksvertreter denken: "Die Hoffnung war noch nie so groß, dass die Ära Erdogan zu Ende geht. Aber wir haben auch Furcht: Es hat schon jetzt Festnahmen und Übergriffe gegeben, auch Wahlbetrug und Manipulation sind zu befürchten. Aber wir haben eben auch die Hoffnung, dass große Veränderungen in der Türkei anstehen könnten."
Wenn es so kommt, wie viele Umfragen sagen, dann hat eine mögliche neue Türkei einen Namen: Der Herausforderer von Erdogan heißt Kemal Kilicdaroglu. Der 74-Jährige galt lange als Politiker von gestern, der noch nie eine wichtige Wahl gewonnen hat. Aber jetzt hat er es geschafft, ein Wahlbündnis aus sechs sehr unterschiedlichen Parteien zu formen. Und die hat Chancen, die parallel stattfindende Parlamentswahl und die Präsidentenwahl zu gewinnen. Auch die populären Oberbürgermeister von Istanbul und Ankara, Ekrem İmamoğlu und Mansur Yavaş, unterstützen Kilicdaroglu. Zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen scheint wahrscheinlich.