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Stimmen im Kopf, aber wohl kein Terror - Messerangriff auf Wehrlose

Stimmen im Kopf, aber wohl kein Terror - Messerangriff auf Wehrlose

ProSieben
Friday, April 22, 2022 12:24:47 PM UTC

Mit Wucht und getrieben von Hass soll ein Mann in Würzburg auf wehrlose Unschuldige eingestochen haben. Für die Angehörigen bleibt die Frage, warum der wohl psychisch kranke Mann überhaupt frei herumlaufen durfte - eine heikle Aufgabe für das Gericht.

Er soll den Bezug zur Realität verloren haben - und das schon vor Jahren. Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Stimmen im Kopf: Warum im vergangenen Juni ein Mann in Würzburg mit einem mehr als 30 Zentimeter langen Küchenmesser drei Frauen tötete und neun Menschen verletzte, versucht das Landgericht Würzburg seit Freitag herauszufinden. Die Generalstaatsanwaltschaft München wirft dem Beschuldigten unter anderem Mord in drei Fällen, versuchten Mord in elf Fällen und gefährliche Körperverletzung vor.

Schon am ersten Prozesstag wird klar: Es wird ein langwieriges, nervenaufreibendes Verfahren, in dem vor allem die Aussagen der Opfer und Tatzeugen die Vorwürfe der Generalstaatsanwaltschaft untermauern sollen. Demnach handelte der Flüchtling aus Hass auf Deutschland, er fühlte sich ungerecht behandelt - doch wieso?

Während der Attacke soll er mindestens zweimal den Ausruf "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben. Dschihadisten und Salafisten benutzen den Ausdruck oft wie einen Schlachtruf. Damit kapern Extremisten die zentrale religiöse Formel des Islams, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird. Weitere Hinweise auf Extremismus fanden die Ermittler aber nicht. "Zu keinem Zeitpunkt hat es terroristische Motive gegeben", versichert der Anwalt des Beschuldigten, Hans-Jochen Schrepfer, im Auftrag seines Mandanten.

Fraglich ist, ob dem Mann Mordmerkmale wie Heimtücke und niedrige Beweggründe, etwa Rachsucht oder Zorn, nachzuweisen sind. Und unklar ist, ob die Angehörigen eine Antwort auf ihre Frage bekommen werden, warum der seit Jahren psychisch auffällige Mann nicht längst in einer geschlossenen Psychiatrie saß.

Oberstaatsanwältin Judith Henkel schildert zu Prozessbeginn in einer Veranstaltungshalle in Veitshöchheim bei Würzburg die dramatischen Minuten am Tattag, dem 25. Juni 2021. Es ist warm, die Universitätsstadt am Main voller Menschen. Kurz nach 17.00 Uhr betritt der Beschuldigte ein Kaufhaus am Barbarossaplatz. Nach nicht einmal fünf Minuten sind drei Menschen tot. "Die Arg- und Wehrlosigkeit der Geschädigten nutzte der Beschuldigte bewusst aus und handelte in feindseliger Willensrichtung gegen das Opfer."

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