Späte Hilfe für Erdbeben-Opfer in Syrien
DW
Nirgendwo kam Hilfe für die Erdbebenopfer so spät an wie im Norden Syriens. Aber woran lag das humanitäre Desaster?
Als das Erdbeben begann, flohen Ramadan Hilal und seine Familie in Panik aus ihrem Haus in Dschinderes im Norden Syriens. "Alle waren barfuß," erzählt er der DW. "Wir rannten um unser Leben, verletzt und ohne irgendetwas mitnehmen zu können."
Zwei Wochen nach dem Beben hat sich Hilals Situation kaum verändert. Dschinderes ist einer der am schlimmsten betroffenen Orte in der Region. Hilal, der seine Heimatstadt Aleppo vor sieben Jahren wegen des syrischen Bürgerkrieges verlassen hatte, lebt jetzt mit seiner Familie in einem selbstgemachten Zelt neben den Überresten seines Hauses.
Er hat versucht, Brauchbares aus dem zerstörten Haus zu retten, obwohl es droht ineinander zu stürzen. "Selbst für das Zelt, in dem wir leben, musste ich mir das Gestänge borgen und den Stoff für die Bespannung selber kaufen," klagt Hilal. "Wir haben bis heute keinerlei Hilfe bekommen."
Vier Tage nach dem Erdbeben erreichten die ersten Hilfskonvois die Region. Doch die waren schon vor der Katastrophe losgefahren. Und erst in der letzten Woche kamen die ersten Hilfstransporte mit Zelten, Medizin, Lebensmitteln und anderen Dingen in nennenswerter Zahl an.
Bewohner wie Hilal, die versuchen in den Wintertemperaturen zu überleben, sagen, dass sei viel zu spät und auch viel zu wenig. In den letzten Tagen verbreiteten sich Geschichten von Rettungskräften, die mit bloßen Händen versuchten, Menschen zu befreien. Doch schließlich erstarben die Stimmen der Menschen unter dem Schutt - für sie kam jegliche Hilfe zu spät.