Skandal bei den Grünen in Frankfurt: Vorsitzender wird übergriffig
Frankfurter Rundschau
Die Frankfurter Grünen gewinnen jede Wahl – und sorgen ständig mit internen Debatten für Aufsehen. Nun gibt es auch noch einen Skandal um den Vorsitzenden.
Frankfurt – Zumindest für eine Nacht machte es den Anschein, als wären die Frankfurter Grünen völlig im Reinen mit sich. Auf der Party nach der Bundestagswahl im coolen Club namens Familie Montez ging es stramm auf Mitternacht zu, viele tanzten, alle tranken Bier oder Wein, und die allermeisten Parteimitglieder schienen glücklich zu sein. Die Grünen waren erneut stärkste Kraft in Frankfurt geworden, zum vierten Mal in Serie, Omid Nouripour hatte endlich sein Direktmandat gewonnen, Deborah Düring war über die Landesliste in den Bundestag eingezogen – und dass es bundesweit ein paar Prozentpunkte mehr hätten sein können, interessierte zu sehr später Stunde im Montez niemanden mehr. Daniel Frank, damals noch Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen, wirkte jedenfalls rundum froh.
Es soll im Anschluss an diese Party passiert sein, dass der 37-Jährige „grenzüberschreitendes Verhalten gegenüber Parteimitgliedern in Form unangemessener Berührungen und Äußerungen“ an den Tag legte, was ihn jetzt das Amt kostete. Viel mehr als das, was etwas abstrakt in der Pressemitteilung steht, erzählt auch Julia Frank nicht, die gemeinsam mit Daniel Frank im Juni an die Spitze des Vorstands gewählt wurde. Verwandt sind die beiden nicht, zusammengearbeitet haben sie in den vergangenen Wochen aber gut, so weit sich das von außen beurteilen lässt. Damit ist es jetzt vorbei. Daniel Frank tritt von seinem Posten zurück, und Julia Frank spricht auf Anfrage der FR von einer „absolut unerfreulichen Situation“.
Das kann man so sagen – in doppelter Hinsicht. Zum einen steht Julia Frank jetzt bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Dezember alleine an der Spitze der Grünen. Aber das wäre verkraftbar. Es gibt gutes Personal in der Partei, das für den freien Posten infrage kommt – allen voran Christoph Rosenbaum, ein ebenso ehrgeiziger wie talentierter Neuling in der Stadtverordnetenversammlung, der bei der Wahl gegen Daniel Frank verloren hatte.