Showdown im Sudan
Frankfurter Rundschau
Militärdiktatur oder Demokratie: In den kommenden Wochen steht in dem ostafrikanischen Land viel auf dem Spiel.
Die Mobilmachung ist abgeschlossen, die Heere stehen sich gegenüber. Am Samstag zogen Zigtausende Demonstrierende auf die Straßen der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Sie wurden argwöhnisch beäugt von Soldaten und Milizionären der verrufenen Rapid Support Forces (RSF), die sich dieses Mal noch weitgehend zurückhielten. Sie erschossen „lediglich“ drei Menschen.
Was in den kommenden Tagen und Wochen geschehen wird, ist so wenig vorherzusehen wie das Wetter in Zeiten der Klimakatastrophe: Fest steht nur, dass der Welt ein Showdown bevorsteht, der an Bedeutung den Ereignissen auf dem Pekinger Tiananmen-Platz oder der portugiesischen Nelkenrevolution um nicht viel nachsteht. Der Sudan ist ein Scharnier zwischen der afrikanischen und der arabischen Welt: Was hier passiert, wird von 1,5 Milliarden Menschen in mehr als 60 Staaten mit angehaltenem Atem verfolgt.
Auf dem Spiel stehen zwei gesellschaftliche Gestaltungsmodelle, die kontrastreicher nicht sein könnten: Hier die Herrschaft des Volkes, die sich zumindest in ihren Anfängen noch labil und verwirrend darstellt. Dort die Herrschaft der Militärs, die Stabilität und Wohlstand verspricht, letzteres zumindest für eine Minderheit der Bevölkerung. Was sie im letzteren Fall erwartet, wissen die Sudanes:innen bereits: Die meiste Zeit seiner 65-jährigen Geschichte war das Land eine Militärdiktatur, in der zumindest seine ranghohen Offiziere und deren Freundinnen und Freunde ein gutes Leben führten. Was eine Demokratie bringen wird, wissen die Sudanes:innen noch nicht.