Schulleiterin fordert Holocaust-Gegendarstellung
Frankfurter Rundschau
Ein Gesetz in Texas legte kürzlich fest, dass kein Lehrer gezwungen werden dürfe, umstrittene Themen zu behandeln. Eine Schulleiterin bezog dies auf den Holocaust.
Dallas – Eine Abteilungsleiterin einer Schulbehörde im nördlichen Texas hat bei einem Workshop in Southlake etwas außerhalb von Dallas Lehrkräfte dazu aufgefordert, den Holocaust im Unterricht auch auf Basis von „Gegendarstellungen“ zu behandeln. In dem Audiomitschnitt des Workshops zum Thema Schulbücher ist sie zu hören, wie sie die Beschäftigten auffordert, die Schulbuchbestände im Klassenzimmer aufzustocken, weil neben jedem Schulbuch über den Holocaust auch ein Buch mit „entgegengesetzten Sichtweisen“ verfügbar sein müsse.
Anlass des Workshops war laut Berichten des US-Fernsehsenders NBC News eine Rüge der Schulverwaltung im Bezirk Carroll im Norden des US-Bundesstaats Texas gegenüber einer Lehrerin. Diese hatte ihren Schüler:innen in der Bibliothek ihres Klassenzimmers ein Buch zur Anti-Rassismus-Bewegung zur Verfügung gestellt hatte, über das sich Eltern auf Basis eines neuen Gesetzes in Texas bei der Schulverwaltung beschwert hatten.
Das Gesetz sieht vor, dass Lehrer:innen in Texas nicht gezwungen werden dürfen, umstrittene politische oder soziale Themen zu behandeln, und diese wenn überhaupt nur aus mehreren Sichtweisen zu beleuchten, ohne eine bestimmte Auslegung zu bevorzugen. In Kraft getreten war es am 1. September 2021 nach Unterschrift von Gouverneur Greg Abbott, der zum selben Tag noch zwei weitere umstrittene Gesetze eingeführt hatte: das Verbot von Abtreibungen nach der sechsten Woche sowie eine umstrittene und mutmaßlich diskriminierende Wahlrechtsreform.