Schnatterinchen, zwei Oktaven tiefer
Die Welt
Sie hat die schrillste und schönste Stimme im deutschen Pop. Aber auch Nina Hagen wird nicht jünger. Kann die ewige Punksirene überhaupt noch singen? Eine Vokalanalyse unseres Opernkritikers anlässlich ihres neuen Albums „Unity“.
Vor genau einem Jahr waren sie und ihr unvergesslicher Farbfilm dann beim eisekalten Merkel-Abschiedszapfenstreich im Berliner Bendlerblock sogar staatstragend, kanzlerinnenkompatibel und stabsmusikcorpsarrangementfähig geworden. Zusammen mit Hildchen Knef und einem Kirchenchoral. Und jetzt ist Nina Hagen mit einem neuen Album da. Dem ersten seit elf Jahren und dem erst neunten ihrer, nun ja, verschlungenen Karriere.
Weihnachtlich gestimmt heißt es zwar „Unity“, erschienen ist die Platte bei Herbert Grönemeyers Label Grönland Records. Aber von „Einheit“ kann bei der gewohnt chaotisch-verstrahlten 67-Jährigen als kreativem Mittelglied im Damentrio aus ihrer unlängst verstorbenen Mutter Eva-Maria und ihrer Tochter Cosma-Shiva – von Einheit kann bei der teutonischen Queen of Schrillness und Godmother of Punk nicht wirklich die Rede sein. Auch in den zwölf Songs, zum Teil schon früher veröffentlicht, die sehr versöhnlich gemütlich mit „It Doesn’t Matter Now“ im Duett mit Bob Geldof enden, ist nur wieder eines klar: Dieses schräge Klasseweib lässt sich schon gar nicht auf einen Stil festlegen.