Russlands Drogenkriminalität – Spice aus dem Knast
Frankfurter Rundschau
In Sibirien blüht der Drogenhandel – der Staat bekämpft die Szene aber eher halbherzig.
Tomsk – Der „Palast der Eheschließungen“ ist eine hellblaue Jugendstilvilla am Lenin-Prospekt, der zentralen Straße von Tomsk. Auch heute spuckt er reihenweise schmucke Hochzeitsgesellschaften aus, die frisch vermählten Paare sind jung und schlank, ihre Augen strahlen vor Optimismus. Aber nur wenige Häuser weiter wird der Lenin-Prospekt hässlich. Jemand hat kohlschwarze Buchstaben an die Wand gesprüht: „KR MEF SK. cheese24…“ (Die Internetadresse ist der Redaktion bekannt.)
Solche Graffitis sind an vielen Tomsker Hauswänden zu finden, Reklame für eine Website, die Drogen verkauft. „Jerry Service“ nennt sich die Homepage, dort posieren Tom und Jerry über einem kurzen, sehr eindeutigem Text: „Herzlich willkommen. Wir liefern reine Qualitätsware! Alpha-pvp und Mephedron“. Interessierte werden auf Telegramkanäle und –chats weitergeleitet.
KR bedeutet Crack, also Kokain, MEF Mephedron und SK Salz, wie Alpha-pvp synthetische Drogen, in Deutschland unter Namen wie Flakka oder Crystal Meth bekannt. Ihre Wirkung auf Psyche und Gesundheit gelten als verheerend.