
Raser-Duell in Frankfurt: Mit 179 Sachen über die Hanauer Landstraße
Frankfurter Rundschau
Ein Raser verliert nach einem illegalen Autorennen seinen Führerschein und muss 6000 Euro zahlen.
Frankfurt - Der Prozess gegen Ferhat T. ist am Donnerstagmorgen (27.01.2022) nicht der erste, der an diesem Tag vor dem Amtsgericht geführt wird. Es ist der zweite. Das scheint T.s Schicksal zu sein, vielleicht sein Fluch. Er ist der ewige Zweite. Und eine uralte Rennfahrerweisheit besagt: Der Zweite ist der erste Verlierer.
Angeklagt ist T. wegen illegalen Autorennens. Am 20. Februar 2021 ist Ferhat T. kurz vor 23 Uhr mit seiner Frau in Muttis 3er-BMW auf dem Heimweg vom Mainbummel in Frankfurt nach Maintal. Auf der Hanauer Landstraße fährt ein anderer 3er-BMW direkt vor ihm mit einem respektablen Fast&Furious-Drift von einer Tankstelle auf die Straße. Der 24 Jahre alte Lagerist T. ist offenbar mit einer kurzen Lunte ausgestattet, jedenfalls fühlt er sich durch den Fremddrift herausgefordert. „Um ehrlich zu sein: Ich hab’ mich provoziert gefühlt und dann alles mitgemacht.“
„Alles“ bedeutet in diesem Fall ein etwa vier Kilometer langes Hochgeschwindigkeitsrennen über die Hanauer. Das ist die Art, mit der Männer in 3er-BMWs seit Anbeginn der Zeiten solche Konflikte regeln. Beide geben ordentlich Gummi, T. hat trotz schlechterer Motorisierung den besseren Start, ruckzuck heizen beide mit 100 Sachen über die Landstraße, überholen andere Autos rechts und links, verschrecken Radfahrer und Fußgänger – und T.s ohnehin knapper Vorsprung schmilzt zusehends dahin.
Das Rennen ist für Nachwelt und Amtsgericht bestens dokumentiert durch einen Videofilm, den eine Zivilstreife aufgenommen hat, die sich kurz nach dem Start hinter die Rennrivalen geklemmt hat. Sie enthält neben den Bild- auch Tondateien, in denen die beiden Polizisten das Renngeschehen fast schon mit dem Enthusiasmus von Formel-1-Reportern kommentieren: „120... 130... 140... beide Fahrzeugführer treten jetzt voll durch!“ Bei Tempo 180 muss T. abreißen lassen. Sein Konkurrent zieht auf und davon und wird zur Belohnung erst ein paar Minuten später von der Polizei einkassiert.
Ferhat T. hat alles verloren: Rennen und Führerschein. Zu seiner Entschuldigung kann man nun sagen, dass der Gegner ihm motormäßig überlegen war. Und dass man Muttis Auto nicht unbedingt bis an die Drehzahlgrenze quälen muss. Und dass er in Form seiner Ehefrau Ballast an Bord hatte, der zu allem Überfluss auch noch demotivierend wirkte. „Um ehrlich zu sein, hat die geschimpft. Aber meine Frau ist immer gegen so was. Darum habe ich nicht auf sie gehört.“













