Quak mit Soße
Süddeutsche Zeitung
Bei einem Besuch in Kabul gerät ein SZ-Korrespondent in einen Imbiss, in dem es nicht nur Essen, sondern auch Tipps zur Selbstoptimierung zu kaufen gibt. Drei Anekdoten aus aller Welt.
Illustration: Marc Herold
Ein Imbiss in Kabul. Im Fenster hängen die Hammelhälften, der Chef sitzt auch im Fenster, auf einem mit Cord bezogenen Couchsessel. Er zerteilt mit dem Hackmesser das Fleisch auf dem Block. Auf dem Screen läuft ein Uralt-Kriegsfilm. Das Essen ist gut, aus dem Knochenkrachen im Fenster ist zu schließen, dass es genug für alle gibt. Dann kommt eine ältere Frau herein, einen Stapel Second-Hand-Bücher auf dem Arm: Wer in Kabul überleben will, muss sich etwas einfallen lassen. Auf Deutsch hat sie nichts, aber "Eat that frog!", ein altes US-Buch über Zeitmanagement. Einer dieser Sechser-im-Lotto-Ratgeber, Erfolg durch Disziplin und To-do-Listen. Der Frosch? Steht für das Zaudern bei Alltagsproblemen. Abends fange ich an zu lesen und hoffe, dass der Frosch morgens auf dem Nachttisch hockt und der Erfolg nach dem Zubeißen kommt. Tomas Avenarius
Illustration: Marc Herold
Um in St. Moritz cool zu wirken, muss man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Skifahren kann ja jeder Depp! Zum Glück ist auf dem zugefrorenen See genug Platz für die Entfaltung snobistischer Hobbys wie Polo und Snowkiten. Oder Skijöring: Mutige lassen sich von Motorschlitten oder Rennpferden über die verschneite Eisfläche ziehen. Beim Gassigehen auf dem See begegnen wir Eisschnellläuferinnen und dem Besitzer eines Kampfhundes, der aussieht wie eine Kreuzung aus Schwein und Alligator. Und einem Mann mit Motorsäge. Was hat er bloß vor? Entschlossen marschiert er vom Ufer aus los, einen imaginären Punkt auf der weißen Ebene fest im Blick. Er wirft die Säge an, bückt sich - und schneidet konzentriert ein Quadrat ins Eis. Ist das Kunst? Oder eine Falle? Wie sich herausstellt, ist es ein Loch zum Eisbaden. Cooler geht's nicht. Titus Arnu
Illustration: Marc Herold
