Prozess wegen drei Toten bei Unfall: Rätselhafte Cannabiswerte
Frankfurter Rundschau
Zweiter Prozesstag gegen einen jungen Mann, der seine drei besten Freunde getötet hat.
Frankfurt - Mit der Vergebung ist das so eine Sache. Als Außenstehender fällt es leicht, Mitgefühl mit Benjamin B. (Name geändert) zu empfinden, der im Juli 2020 drei Tage nach seinem 18. Geburtstag mit dem SUV seiner Mutter nahe Hofheim einen Unfall baute, bei dem seine drei besten Freunde starben, und der sich nun vor dem Amtsgericht Frankfurt wegen fahrlässiger Tötung verantworten muss. Und ihm zu wünschen, dass er sich eines Tages selbst vergeben kann. Von den Hinterbliebenen der Opfer wäre Vergebung wohl etwas viel verlangt.
Und es sind erneut fast ausschließlich Familienangehörige der Opfer, die den Zuschauerraum des viel zu kleinen Gerichtssaals füllen. Wie schon am ersten Prozesstag werden auch am Mittwoch (13.10.2021) mehrere Besucher nach langer Wartezeit an der Gerichtstür abgewiesen. Und wie zuvor ist die Stimmung gereizt – der Vater eines der Opfer hatte den Angeklagten am ersten Prozesstag während einer Verhandlungspause auf die Toilette verfolgt, dort auf ihn eingetreten und war deshalb vom weiteren Prozessbesuch ausgeschlossen worden.
Am zweiten Verhandlungstag geht es hauptsächlich um das Gutachten einer Toxikologin, das klären soll, wie die Cannabinoide in B.s Blut gekommen sind, in dem nach dem Unfall THC-Spuren „in mittlerer Konzentration“ nachgewiesen worden waren. B. hatte angegeben, er habe aus Lockdown-Langeweile das Kiffen ausprobiert, es zwei Wochen vor seinem 18. Geburtstag aber wieder sein lassen. Die THC-Werte versuchte er durch den Besuch der vier Freunde in einer Shisha-Bar kurz vor dem Unfall zu erklären.