Opfer des Tigray-Konflikts: An Körper und Seele schwer verletzt
Frankfurter Rundschau
Im Haydar-Hospital in der äthiopischen Provinz Tigray liegen die Opfer von brutalen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen.
Im Haydar-Hospital der Hauptstadt der äthiopischen Tigray-Provinz Mekelle geht es überraschend lebhaft zu. Rollstuhlfahrer im Teenager-Alter rasen durch die Gänge, in denen Patienten auf Matratzen auf dem Boden liegen: Dazwischen sitzen unversehrte junge Männer über ihre Smartphones gebeugt. Das Hospital ist einer der wenigen Orte in Mekelle mit Internetempfang. Und Krankenhausdirektor Mussie Tesfay hat nichts dagegen, dass auch Studierende davon profitieren. In einem Raum im 3. Stock des Hospitals sind fünf Betten mit blutjungen Menschen belegt. Vier Jungs und ein 15-jähriges Mädchen, das in farbenfrohe Tücher gehüllt auf seinem Lager kauert. Beriha Gebray schaut apathisch vor sich hin: Ihr rechtes Auge ist auf die Hände in ihrem Schoß gerichtet, ihr linkes Auge gibt es nicht mehr. Die Mediziner:innen haben ein Stück Haut von ihrem Hals auf die Augenhöhle transplantiert. Vor der zweiten Operation habe man noch durch ein Loch durch Berihas Kopf schauen können, erzählt ihr Vater. Die Gewehrkugel war an der rechten Seite ihres Schädels zwischen Ohr und Auge eingedrungen und hatte ihren Kopf durch die linke Augenhöhle verlassen. Weil sie auf ihrem Weg auch den Sehnerv des rechten Auges durchtrennte, ist das Mädchen seit mehr als zwei Monaten blind. „Ich bin so froh, dass sie noch lebt“, sagt ihr Vater Gebray Zenebe.More Related News