Omikron-Variante wirklich infektiöser als Delta? Virologin Ciesek: „Gar nicht klar“
Frankfurter Rundschau
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek zieht Bilanz nach zwei Jahren Corona-Pandemie. Es sei gar nicht eindeutig, dass Omikron ansteckender ist als Delta.
Frankfurt – Die Corona-Fallzahlen befinden sich in Omikron-Welle weiterhin auf einem Rekordniveau. Dass Viren mutieren, ist normal. Denn anders als Bakterien brauchen sie eine Wirtszelle, um zu überleben. Auch wenn Virologen damit gerechnet hatten, dass sich das Coronavirus verändere, aber „dass das so schnell geht und dass wir so viele Varianten sehen“, sei überraschend gewesen. Das erklärte Virologin Sandra Ciesek in ihrer Bilanz nach zwei Jahren Pandemie-Beginn.
Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität. Dort ist sie maßgeblich an der Forschung zu Sars-CoV-2 beteiligt.
Grund für die hohen Fallzahlen in der Bundesrepublik könnte die scheinbar infektiösere Omikron-Variante sein. Dieser Annahme pflichtete Ciesek allerdings nicht bei. Aus virologischer Sicht sei „gar nicht klar“, dass Omikron so viel ansteckender als die Delta-Variante ist. Die zahlreichen Neuinfektionen gingen eher darauf zurück, „dass das Virus viel mehr Opfer findet“, wird die Virologin von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert.
Bei der Delta-Variante hätten sich weniger Geimpfte angesteckt. Während der Omikron-Welle würden sich aber auch Geimpfte und Geboosterte infizieren. Deshalb könne das Virus Ciesek zufolge besser zirkulieren. Ausschlaggebend sei zudem die kürzere Inkubationszeit bei Omikron. Eine Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus bringt gewisse Symptome mit sich.
Eine vierte Impfung für alle hält die Frankfurter Virologin für unwahrscheinlich. Das mache für Omikron „keinen großen Unterschied“. Bei einer vierten Spritze würden die Antikörper weniger stark ansteigen, als nach der zweiten oder dritten Impfung. „Und ich kenne auch einige, die sich trotz vier Impfungen infiziert haben“, so Ciesek. Sie geht dennoch davon aus, dass sich „einige regelmäßig impfen lassen müssen.“