Nazi-Skelette tauchen im Kachowka-Stausee in der Ukraine auf
Frankfurter Rundschau
Der Kachowka-Stausee verliert durch die Sprengung des Damms viel Wasser. Auf dem Grund tauchen nun sterbliche Überreste der deutschen Wehrmacht auf.
Frankfurt/Cherson - Die Sprengung des Kachowka-Staudamms am 6. Juni sorgte im Raum Cherson für massive Überschwemmungen. Der Kachowka-Stausee soll dabei fast drei Viertel seines Wassers verloren haben, wie Newsweek den Militär-Telegram-Kanal „Politika Strana“ zitiert. Der Grund des Sees kommt daher zum Vorschein und damit auch alles, was auf ihm liegt. Aufnahmen, die im Netz veröffentlicht wurden, zeigen Skelette, die Spekulationen zufolge sterbliche Überreste von deutschen Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg sein sollen.
Veröffentlicht wurde die Aufnahme von einem ukrainischen Twitter-Account nach der Kachowka-Staudamm-Sprengung. „Die Flut des Dnepr hat die deutschen Militärgräber des Großen Vaterländischen Krieges weggespült“, schrieb der User dazu. Mit dramatischer Musik untermauert, zeigt ein 32-sekündiger Videoclip Schädel, die auf dem Grund des Sees liegen. Auf einem Schädel befindet sich ein verrosteter Stahlhelm, der das angebliche Indiz dafür sein soll, dass es sich um Soldaten der Wehrmacht handelt. Die Aufnahmen konnten allerdings nicht verifiziert werden. Auch der genaue Standort der ist nicht bekannt.
Historiker vermuten, dass es sich bei den Überresten um Menschen handeln könnte, die bei der Schlacht am Dnepr von August bis Dezember 1943 ums Leben kamen. „Die Verluste der sowjetischen Truppen lagen zwischen 30.000 und 60.000 Menschen. Die Verluste deutscher und rumänischer Truppen beliefen sich auf bis zu 20.000 Menschen. Theoretisch könnte dieses Video, das den Helm und den Schädel zeigt, mit diesen Ereignissen in Verbindung gebracht werden“, sagte Andrii Solonets, Historiker am Nationalmuseum für Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg dem Guardian.
Tote Soldaten der Roten Armee sind laut dem Experten für deutsche Militärrelikte in der Ukraine, Oleksii Kokot, in der Erde begraben. Doch tote deutsche Soldaten wurden einfach auf den Feldern liegen gelassen. „Es könnten also wirklich deutsche Soldaten sein“, sagte er. Viele Soldaten der Wehrmacht seien im Sumpfgebiet liegen gelassen worden. Beim Baum des Kachowka-Staudamms im Jahr 1956 wurden sie dann überschwemmt.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge kündigte in einer Pressemitteilung vom 13. Juni an, den Hinweisen nachzugehen. „Der Umbettungsdienst Ukraine ist informiert und die Mitarbeiter dort werden mit der Bergung beginnen, sobald es die Lage zulässt. Aktuell ist das noch nicht möglich“, so Arne Schrader, Abteilungsleiter des Kriegsgräberdienstes. Bereits 2017 hatte der Umbettungsdienst des Volksbundes die sterblichen Überreste von mehr als 150 deutschen Soldaten im Raum Kachowka geborgen.