Nawalny ein Jahr in Haft – Kreml-Kritiker bereut Rückkehr „keine Sekunde“
Frankfurter Rundschau
Seit einem Jahr sitzt der bekannteste Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in einer Strafkolonie nahe Moskau.
Moskau – Alexej Nawalny bereut seine Rückkehr nach Russland trotz seiner Inhaftierung und des harten Vorgehens der russischen Regierung gegen seine Organisation nicht. „Ich bereue es keine Sekunde“, schrieb Nawalny am Montag (17.01.2022), ein Jahr nach seiner Festnahme, bei Instagram. Seine Anhänger rief er auf, keine Angst zu haben. „Dies ist unser Land und wir haben kein anderes“, betonte der Oppositionelle.
Im August 2020 war Nawalny auf einem Flug von Tomsk nach Moskau wegen einer Vergiftung zusammengebrochen und später zur Behandlung in die Berliner Charité gebracht worden. Nawalny mach den Kreml für den Giftanschlag verantwortlich.
Analysen westlicher Labore zufolge war der Anschlag mit einem militärischen Kampfstoff verübt worden. Nach seiner Genesung von dem Giftanschlag war er am 17. Januar 2021 in seine Heimat zurückgekehrt und noch am Flughafen verhaftet worden. Er ist nun hundert Kilometer östlich von Moskau in einer Strafkolonie inhaftiert.
„Wir fordern die russischen Behörden heute erneut auf, Alexej Nawalny unverzüglich freizulassen“, erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Luise Amtsberg. „Seine Verurteilung erfolgte willkürlich und offenkundig unverhältnismäßig“, betonte sie.
Amtsberg fügte hinzu, es sei „schlicht nicht nachvollziehbar, dass Alexej Nawalnys Antikorruptionsstiftung als extremistisch eingestuft wurde und ehemalige Mitarbeitende strafrechtlich verfolgt werden“. Am Montag erklärte Amnesty International, das Jahr in Russland seit Nawalnys Verhaftung sei von einer „beispiellosen Kampagne der Repression“ geprägt gewesen. „Am Jahrestag seiner Verhaftung befinden sich Nawalny und die mit ihm verbündeten politischen Aktivsten in einer regelrechten Hölle“, erklärte Marie Struthers, Direktorin für Osteuropa und Zentralasien von Amnesty International.