Nachtarbeit für verzweifelte Hochschuleltern in Darmstadt
Frankfurter Rundschau
Das Kinderhaus Stadtmitte der TU Darmstadt kann die Kinderbetreuung nicht mehr ausreichend gewährleisten. Die Eltern müssen deshalb teils nachts arbeiten.
Die Betreuungssituation am TU-Kinderhaus Stadtmitte in Darmstadt ist aus dem Ruder gelaufen. Chaos, Ausnahmezustand, Unfrieden und Unzufriedenheit haben den Alltag an der Kita der Technischen Universität (TU) Darmstadt in den vergangenen Wochen geprägt. Binnen kürzester Zeit haben neun Betreuungskräfte beim Träger Educcare ihre Kündigung eingereicht. Die Eltern sind verzweifelt, für sie ist das der „Supergau“. Das Kinderhaus kann die Kinderbetreuungszeiten nicht mehr einhalten, auf die die Hochschulangehörigen wegen Vorlesungen, Wissenschaftsprojekten und Meetings aber dringend angewiesen sind. Für einige sei die Lage existenzbedrohend, heißt es.
„Wir können keinen Tag mehr planen“, sagt eine Mutter, die namentlich nicht genannt werden will – wie auch alle anderen Erziehungsberechtigten. Sie habe in der Vergangenheit immer wieder bis tief in die Nacht am Schreibtisch sitzen müssen, erzählt sie, weil tagsüber die Kinder ungeplant zu Hause waren und betreut werden mussten. Ein konzentriertes Arbeiten sei deshalb tagsüber nicht möglich gewesen.
Das Problem sei hausgemacht, sagen die Eltern. Die prekäre Lage im TU-Kinderhaus Stadtmitte sei schon seit längerem bekannt, es sei aber kaum etwas dagegen unternommen worden. Die Erzieher:innen seien unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen gewesen, behaupten sie. Als Beweis dient ihnen ein anonymer Brief des Kita-Personals, der auch der FR vorliegt. Dort ist von fünf Kündigungen die Rede, die leitenden Personen bei Educcare bereits im März bekannt gewesen seien. Insgesamt sieben Kündigungen seien es dann im April und schließlich insgesamt neun Ende Mai gewesen. Das hätte man den Eltern schon frühzeitig mitteilen müssen – was aber nicht passiert sei. „Wie katastrophal die Lage ist, erfuhren die Eltern nicht zuerst von Educcare, sondern durch anonyme Schreiben von Kindergartenmitarbeiter:innen“, berichtet eine Mutter.
Es sei nicht schon von Beginn an evaluiert worden, wie sich die Kündigungen wohl auswirken, schreiben die Erzieher:innen. Lösungen habe es nicht gegeben, stattdessen monatelang keinen festen Dienstplan, was ihr Privatleben quasi unplanbar machte. Elterngespräche hätten mehrfach verschoben werden müssen. Die Leitung habe Vorschläge der Mitarbeiter:innen zur Abhilfe quasi „ignoriert“ und habe nicht mit dem Team entschieden, sondern über das Team hinweg. Das Kita-Personal sei am Limit gewesen.
Laut Eltern sind die Probleme der TU bekannt, es gab auch schon eine Versammlung und ein Meeting zwischen Eltern, dem Kanzler der TU und dem Träger Educcare – allerdings wohl nicht mit dem Ergebnis, wie sich die Eltern das gewünscht hätten.