Mosambiks verlorene Milliarden
Frankfurter Rundschau
Aufträge für überteuerte Boote für die Fischerei und die Küstenwache: Ein Kartell aus Bankern der Credit Suisse, Geschäftsleuten des Schiffsbauers Privinvest sowie mosambikanischen Politikern plünderte das südostafrikanische Land.
Die Größenordnung lässt selbst abgefeimte Kleptokraten erblassen: Mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar – rund die Hälfte dessen, was der südostafrikanische Staat Mosambik in einem Jahr ausgibt – soll ein Kartell aus Bankern der Credit Suisse, Geschäftsleuten des Schiffsbauers Privinvest sowie mosambikanische Politiker und Staatsbeamte veruntreut haben. Der vor acht Jahren in aller Heimlichkeit geschlossene Deal sollte dem Armutsstaat zu einer Fischereiflotte und Küstenwache verhelfen: In Wahrheit war er jedoch vor allem dazu da, den Beteiligten Millionen Dollar an Schmiergeldern in die Taschen fließen zu lassen.
Inzwischen beschäftigt der Skandal das US-Justizministerium, Gerichte in Mosambik und in Südafrika sowie die Bankenaufsicht in Großbritannien und den USA: Diese Woche wurde die Schweizer Großbank zu einer Strafe von 547 Millionen Dollar verdonnert. Für die gut 30 Millionen Mosambikanerinnen und Mosambikaner ein schwacher Trost: Sie bekamen die Folgen der Plünderung ihrer Staatskasse mit dem Verfall ihrer Währung, steigenden Preisen und erzwungenen Sparhaushalten zu spüren.
Presseberichten zufolge ging die Idee für die Abzocke von drei inzwischen festgenommenen Bankern des Schweizer Finanzunternehmens aus. Sie sollen das Paket geschnürt haben, das Privinvest Aufträge für überteuerte Fischerei- und Küstenwachboote sowie allen Beteiligten mindestens fünfstellige Summen an Schmiergeldern einbrachte. Unter anderen auch dem damaligen mosambikanischen Finanzminister Manuel Chang, der sieben Millionen Dollar eingestrichen haben soll, um die riesige Verschuldung an den Aufsichtsbehörden seiner Heimat vorbeizuschleusen. Denn der Weltwährungsfonds, die Weltbank und die Geberländer, die ein Drittel des mosambikanischen Staatsbudgets bestreiten, durften nichts mitbekommen.