Migration in die USA: Immer mehr nehmen den Schrecken des Weges auf sich
Frankfurter Rundschau
Im Darién zwischen Kolumbien und Panama riskieren Tausende ihr Leben: Immer mehr Menschen aus Haiti, Kuba und Venezuela drängen in den Norden Amerikas.
Necoclí – Felipe Tévez ist vergleichsweise kurz unterwegs. Der kubanische Arzt hat die Hilfsmission seines Landes im Norden Ecuadors fluchtartig verlassen. Er nahm den Bus an die Grenze zu Kolumbien, überquerte diese dann illegal. In Ipiales stieg er zu einem Schleuser ins Auto. Dicht gedrängt mit Haitianern und Palästinensern ging es nach Norden, immer die kolumbianische Pazifikküste entlang. 1400 Kilometer in 36 Stunden, 300 Dollar pro Passagier. Plus Bestechungsgelder für die Polizei. Dann war Tévez in Necoclí.
In der überbordenden, eigentlich idyllischen Küsten- und Touristenstadt an der Karibikküste wartet Tévez mit 20 000 Migranten und Migrantinnen aus aller Herren Länder auf den Sprung in den Darién, den unerbittlichen Dschungel zwischen Kolumbien und Panama, der Süd- von Zentralamerika trennt. Der Darién ist für die Hoffnungslosen zur letzten Hoffnung geworden.
„Der Urwald ist böse“, weiß Tévez aus Erzählungen. Nicht umsonst heißt er „Tapón del Darién“, der Darién-Pfropf. Wer hier durchkommt, den kann nichts mehr schrecken auf dem weiteren 4500 Kilometer langen Trip durch vier zentralamerikanische Länder und Mexiko bis an die Grenze zu den USA. „Wenn eines der undurchdringlichsten Dschungelgebiete der Welt die Menschen nicht mehr aufhält, ist klar, dass politische Grenzen sie auch nicht stoppen werden,“ sagt Dan Restrepo, früher Nationaler Sicherheitsberater für Lateinamerika unter US-Präsident Barack Obama.