![Magazin „Emma“ schießt gegen Transfrau Tessa Ganserer - Grüne sind fassungslos: „Ungeheuer respektlos“](https://www.fr.de/bilder/2022/01/22/91253667/27925509-tessa-ganserer-im-september-2021-kurz-vor-ihrer-wahl-als-eine-der-ersten-trans-personen-in-den-bundestag-archivbild-2OsKilyM7Hef.jpg)
Magazin „Emma“ schießt gegen Transfrau Tessa Ganserer - Grüne sind fassungslos: „Ungeheuer respektlos“
Frankfurter Rundschau
Im Bundestag sitzt die Transfrau Tessa Ganserer für die Grünen auf einem für Frauen reservierten Mandatsplatz. Das Magazin „Emma“ übt Kritik – und sorgt für Empörung.
Berlin – In den sozialen Medien ist ein Streit um den Frauenquotenplatz einer Grünenpolitikerin im Bundestag entbrannt: Tessa Ganserer. Die als Markus Ganserer geborene Politikerin sitzt seit 2021 im neuen Bundestag. Neben Nyke Slawik (ebenfalls Bündnis 90/Grüne) ist Ganserer die erste Transsexuelle im Bundestag.
Angestoßen hatte die Diskussion ein Artikel des feministischen Magazins „Emma“. Für das Magazin geht es um die Frage: Wie definieren wir zukünftig das Geschlecht? Mit Ganserer besetze ein Mensch, „der physisch und rechtlich ein Mann“ sei, einen Frauenquotenplatz, heißt es im Artikel der Emma. Denn Ganserer habe weder eine Geschlechtsoperation durchführen lassen, noch beim Amt eine Personenstandsänderung beantragt.
Dass Ganserer einen für Frauen reservierten Platz im Bundestag bekommen konnte, liege an den Regeln innerhalb der Partei der Grünen. Mit dem „Frauenstatut“ des Bundesvorstandes will die Partei die „gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik“ fördern. In der Präambel ist auch definiert, wer als Frau gilt: „Von dem Begriff ‚Frauen‘ werden alle erfasst, sie sich selbst so definieren.“ (sic) Und da Ganserer sich 2018 als Frau geoutet hat, ist sie im Sinne der Grünen auch eine.
„Emma“ kritisiert nun, dass das Frauenstatut der Grünen „de facto von den deutschen Wahlbehörden übernommen“ wurde, Ganserer statistisch und im Bundestag als Frau geführt wird. Es gebe Widerstand gegen Ganserer auf einem Frauenquotenplatz im Bundestag. Die Initiative „Geschlecht zählt“ habe schon im November Einspruch gegen Ganserers Sitz auf einen Frauenquotenplatz im Bundestag eingelegt. „Es geht nicht um den persönlichen Fall Ganserer, sondern um die Neudefinition des Begriffs Geschlecht“, erklärt Hilde Schwathe von der Initiative gegenüber „Emma“.
Diese Definition des Geschlechts wird aktuell vom Transsexuellengesetz juristisch geregelt. Mit der Einführung 1981 war Deutschland damals einem großen Teil der Welt voraus. Durch das Gesetz gab die Bundesrepublik trans-Personen überhaupt die Möglichkeit, ihr Geschlecht und ihren Vornamen ändern zu können. 40 Jahre später ist das Gesetz allerdings veraltet. Geschlechtsänderungen per Gesetz sind teuer, aufwendig und dauern lang.