Leichenteile im Landesmuseum: Gesichtshäute von Soldaten sollen begraben werden
Frankfurter Rundschau
Nach vielen Jahren der Ungewissheit steht fest, was mit den sterblichen Überresten zweier französischer Soldaten aus dem Deutsch-Französische Krieg passieren soll. Sie lagern seit 150 Jahren im Landesmuseum Darmstadt.
Zwei bizarre Objekte der zoologischen Sammlung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt werden demnächst nach Frankreich überführt. Die Gesichtshäute zweier französischer Soldaten sollen auf dem Soldatenfriedhof in Metz begraben werden. Das teilte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst jetzt auf Anfrage der Frankfurter Rundschau mit.
2017 hatte sich das Landesmuseum an das Ministerium gewandt, um zu klären, was mit den menschlichen Überresten geschehen soll. Angeregt hatte dies Stadtführer Udo Steinbeck, der bei seinen Recherchen auf eine Anekdote gestoßen war, nach der der Darmstädter Naturforscher Johann Jakob Kaup zwei Köpfe von „Turkos“ für seine zoologische Sammlung angefordert haben soll. Diese sollen im damals in der Darmstädter Orangerie eingerichteten Lazarett verstorben gewesen sein. Ob an der Geschichte etwas dran sei, könne nicht belegt werden, sagte Jörn Köhler, Zoologe am Landesmuseum, der FR. Vom Ministerium war zu erfahren, dass trotz Hinzuziehung weiterer Fachwissenschaftler und umfassender Quellenrecherche die Nachforschungen des Landesmuseums keine zusätzlichen Erkenntnisquellen zur Herkunft der Gesichtshäute und der Identität der Personen ergeben haben. „Es ist nach wie vor davon auszugehen, dass es sich um Überreste zweier Soldaten des französischen Heeres handelt, die aus Nordafrika stammen und damals als ‚Turkos‘ bezeichnet wurden“, teilte Ministeriumssprecher Volker Schmidt mit.
Es sei nicht einmal klar, ob die Objekte wirklich zur Kaup-Sammlung gehören, da der Sammlungskatalog verloren gegangen sei, so Köhler. Einige Hundert Exponate seien vorhanden, deren Herkunft oftmals unklar sei. Kaup sei sehr rührig gewesen im Tausch und Ankauf von Exponaten.