Käpt’n Blaubär reitet wieder
Die Welt
James Cameron hat wieder einmal den teuersten Film aller Zeiten gedreht. Sein „Avatar: The Way of Water“ erzählt mit unfassbarem technischen Aufwand davon, dass die Natur stets gegen die Technik gewinnt – „Titanic“ für die „Letzte Generation“.
Vor der Vorabvorführung für die Journalisten, Blogger, Influencer und gewieften Zaungäste im IMAX-Saal des UCI-Kinos am Mercedes-Platz im Berliner Osten, nur einen Steinwurf von den Mauerresten der East Side Gallery entfernt, stoßen wie damals Systeme aufeinander, die gegensätzlich scheinen, aber eng miteinander verzahnt sind. Diesmal sind es nicht Kapitalismus und Kommunismus, sondern Imagination und Technologie. Eine Stuttgarter PR-Frau begrüßt das Publikum von der Leinwand, die genauso gebogen ist wie das Concept Car, das sie mit strahlendem Lächeln bewirbt – das VISION AVTR. Ursprünglich vorgestellt auf der CES 2020, weist die realisierte Studie bald den Weg in eine automobile Zukunft, die mit der kühlen Techno-Rationalität vergangener Utopien wie Bauhaus und Neuer Sachlichkeit nichts mehr zu tun hat. Der rechte Winkel hat ausgedient. Stattdessen dominiert das Fake-Organische. Die Räder sehen aus wie fluoreszente Quallen, die sich unter einer anbrandenden Welle gelassen pulsierend bewegen.
Beinahe beschämt berichtet die Mercedes-PR-Frau von der Vergangenheit des Product Placement, als schwere Jeeps durch die Dinosauriergehege von „Jurassic Park“ brausten. Längst stehen die Zeichen auf Nachhaltigkeit. Das submarine Batmobil mit dem Stern auf der Haube taucht in „Avatar: The Way of Water“ gar nicht auf. Seine Existenz ist nur ein Hutantippen, eine elektrisch sirrende Ehrenbezeigung angesichts der Vision des Regisseurs James Cameron. Wir können uns vorstellen, wie es weitab der Orte, die die 3D-Kameras einfangen und die Supercomputer simulieren, durch die Unterwasserwelt von Pandora taucht.