Jetzt ist Claudia Roths Autorität gefragt
Die Welt
Die erste große Prüfung der neuen Kulturstaatsministerin ist existenziell. Sie muss sich verhalten zu Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Documenta. Mehrere Künstler sollen den Staat Israel infrage gestellt haben. Warum das Überleben des Festivals von ihrer Reaktion abhängt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth berät am 17. Januar – wenn es ihre Corona-Infektion zulässt – mit den Trägern der Documenta, dem Bundesland Hessen und der Stadt Kassel. Anlass dieses eiligen digitalen Treffens sind gravierende Vorwürfe gegen das Festival: In der Auswahljury, im Kollektiv ruangrupa, das das Festival kuratiert, und unter den eingeladenen Künstlern sollen sich BDS-Unterstützer befinden, mehr noch Künstler, die an der Seite von palästinensischen Nationalisten das Existenzrecht Israels infrage stellen.
Der Deutsche Bundestag hatte die Kampagne, die einen umfassenden Boykott Israels fordert, 2019 als „antisemitisch“ eingestuft. Auch Roths grüne Partei sprach sich dafür aus. Ihre Vorgängerin Monika Grütters hatte zuletzt wiederholt vor der zunehmenden Spaltung in der deutschen Kulturszene gewarnt und Kritik geübt an der „Initiative Weltoffenheit“, in der sich Vertreter wichtiger Kulturinstitutionen – wie dem Humboldt Forum – von der Resolution distanziert hatten. Wirkliche Zugkraft bekam die Debatte aber nie.