Groß-Gerau: Bio-Landbau gepaart mit Energieerzeugung
Frankfurter Rundschau
Könnte so die Landwirtschaft der Zukunft aussehen? Auf dem Food & Energy-Campus in Groß-Gerau wird der Bio-Landbau mit Energiegewinnung kombiniert.
Warm und feucht ist die Luft in dem neuen Pflanzencontainer, dem ersten, der vergangenen November auf dem Food & Energy-Campus in Groß-Gerau Wallerstädten in Betrieb genommen wurde. Auf einer Grundfläche von etwa 30 Quadratmetern wachsen Basilikum, Dill, Petersilie und Shiso während draußen ein kalter Januarwind weht. Auch Microgreens, also junge, essbare Keimpflanzen, werden hier angebaut. Die bekannteste unter ihnen dürfte die Kresse sein.
Weil die Pflanzen in mehreren Etagen wachsen, erhöht sich die Anbaufläche. Maximal 75 Quadratmeter könnte man herausholen, sagt Stefan Ruckelshaußen. Der ortsansässige Bio-Landwirt ist Geschäftsführer des von ihm und Mitstreitern 2016 gegründeten Unternehmens Food & Energy. Inzwischen ist 2020 die Schweizer Firma Mabewo (Make a better World) zu 90 Prozent eingestiegen und hat die Errichtung der sogenannten Green Domes finanziert. In diesen kuppelartigen Gebäuden werden Pflanzen mit Hilfe einer Kombination aus Vertical Farming, Photovoltaik, modernster LED-Beleuchtung und ressourcenschonendem Bewässerungssystem angebaut.
Die Vorteile sind laut Ruckelshaußen, dass dabei auf Chemie verzichtet werden kann, zudem könne überall auf der Welt angebaut werden, auch dort wo es klimatisch sonst nicht günstig sei. Zudem könnten durch den Anbau vor Ort Transportwege verkürzt werden. Außerdem werden 90 Prozent Wasser eingespart. Da die Pflanzen keinen Schadstoffen aus der Luft ausgesetzt sind, etwa Kerosin vom Flughafen oder Pflanzenschutzmitteln aus konventionellem Anbau, könnten auch Arzneipflanzen sehr gut in den Containern gezüchtet werden, so Ruckelshaußen.
Ziel von Mabewo ist die Entwicklung innovativer Indoor-Farming-Lösungen. Deshalb passe der Food & Energy Campus gut dazu, sagt Ruckelshaußen. Hier werde Nahrungsproduktion und Energiegewinnung verknüpft. Der Standort im Rhein-Main-Gebiet sei ein Pilotstandort. „Wir testen und probieren vor Ort aus, was geht.“ Insgesamt sei der Campus in der Zusammensetzung der verschiedenen Komponenten „einzigartig in Deutschland.“ Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Anlagen entstehe ein Kreislauf.
Die Green Domes sind noch nicht ganz fertig gestellt. Bis zum Sommer sollen sechs Wachstumscontainer in Betrieb sein und über eine eigene Photovoltaik-Anlage verfügen. Derzeit wird der Strom aus der ebenfalls von Ruckelshaußen betriebenen Bio-Gasanlage geliefert, die nebenan steht.