Größte Nahrungsmittelkrise seit dem Zweiten Weltkrieg
DW
In Berlin haben Agrarminister aus aller Welt darüber beraten, wie der Hunger bekämpft werden kann. Die Lage ist dramatisch. Alle Versuche, die Ernährung krisenfest zu machen, sind gescheitert. Und nun?
Nahrungsmittel - wohin man auch sieht. Die weltweit größte Agrarmesse, die Grüne Woche in Berlin, ist ein Ort des Überflusses. Rund 1400 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren ihre Produkte. Überall brutzelt und kocht jemand. Gerüche und Aromen wabern durch die Luft, tausende Menschen flanieren kauend durch die Hallen.
Doch die Grüne Woche ist auch das: In einem Konferenzgebäude auf dem Messegelände haben sich 2000 internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik getroffen, unter ihnen 64 Agrarminister aus aller Welt. Auf Einladung des Bundeslandwirtschaftsministeriums berieten sie auf dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) und bei einer Agrarministerkonferenz über das Gegenteil von dem, was in den Messehallen drumherum zu sehen ist: Über Hunger.
"Ernährungssysteme transformieren - Eine Antwort auf multiple Krisen" war das Thema. Zum Auftakt der Konferenz flimmerten apokalyptische Bilder über eine große Leinwand: Brennenden Wälder und überschwemmte Landschaften, verdorrte Maispflanzen und hungernde Menschen. Szenen aus der Corona-Pandemie wurden eingeblendet und aus dem Krieg in der Ukraine.
"Die Krisen verschärfen sich gegenseitig", konstatiert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der Krieg beschleunigt die Abwärtsspirale, die sich in Folge der Klimakrise und des Artensterbens ohnehin schneller dreht. "Zwei Milliarden Menschen auf unserem Planeten haben keinen ausreichenden Zugang, keinen dauerhaft gesicherten Zugang zu Nahrung."
Die Zahl der akut hungernden Menschen hat sich in den vergangenen drei Jahren um 150 Millionen auf rund 823 Millionen erhöht. Die Hälfte davon lebt in Asien, in Afrika sind nach Angaben der Weltbank 282 Millionen Menschen unterernährt. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 den Hunger in der Welt für die Mehrzahl zu beenden - nie schien es weiter entfernt. Bisherige Versuche, die globalen Ernährungssysteme krisenfester zu machen, sind weitestgehend gescheitert. Das ist die einhellige Meinung aller Experten.