Glasgow: Banken treten auf die Kohlendioxid-Bremse
Frankfurter Rundschau
Finanzunternehmen wollen 130 Billionen Dollar bis 2050 komplett in grüne Investments umschichten. Klimaschutzinitiativen sind allerdings skeptisch.
Banken, Versicherungen und anderen Investoren kommt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu. Die Kapitalmärkte müssen komplett von fossil auf „grün“ umschalten, damit der Umbau von Energieversorgung, Verkehr und sonstiger Infrastruktur bewältigt werden kann. Eine Allianz von 450 der größten Finanzfirmen der Welt, die zusammen ein Vermögen von 130 Billionen Dollar kontrollieren, will hier nun vorangehen. Sie verpflichtet sich dazu, dieses Kapital bis 2050 schrittweise in klimaneutrale Investitionen umzuschichten.
Die Gruppe nennt sich „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“ (GFANZ), ihre Initiative wurde jetzt auf dem Glasgow-Klimagipfel bekannt gegeben. Die beteiligten Finanzfirmen aus 45 Ländern verwalten 40 Prozent des globalen Finanzvermögens. Neben Banken und Versicherungen finden sich Pensionsfonds, Vermögensverwalter, Börsen, Rating-Agenturen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auf der Liste. Darunter sind unter anderem der größte Finanzverwalter der Welt, Blackrock, sowie aus Deutschland die Allianz, die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Initiator des Bündnisses ist der UN-Sonderbeauftragte für Klimaschutz und Finanzen, Mark Carney. Der frühere britische Notenbankchef hatte es im Frühjahr ins Leben gerufen und die Zusagen von den Banken, Versicherungen und anderen Investoren eingesammelt. „Wir haben jetzt die wesentlichen Voraussetzungen geschaffen, um den Klimawandel von den Rändern in den Vordergrund des Finanzwesens zu rücken, so dass jede finanzielle Entscheidung den Klimawandel berücksichtigt“, sagte er. „Das Geld ist da, wenn die Welt es will.“ Das Bündnis hat Carney zufolge „rigorose“ Ziele und Kontrollen für den Finanzumbau weg von Kohle, Erdöl und Erdgas und hin zu erneuerbaren Energien, E-Mobilität und anderen nachhaltigen Investments akzeptiert. Die Finanzfirmen verpflichteten sich, jedes Jahr über die von ihnen mitfinanzierten Treibhausgas-Emissionen Bericht zu erstatten, und alle fünf Jahre soll überprüft werden, wie weit die Umschichtung Richtung „Netto-Null-Ausstoß“ gelungen ist.