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Gebäck mit schwarzer Geschichte: Wie Bahlsen vom NS-Regime profitierte

Gebäck mit schwarzer Geschichte: Wie Bahlsen vom NS-Regime profitierte

Frankfurter Rundschau
Wednesday, August 21, 2024 04:40:21 PM UTC

Seit 135 Jahren stellt Bahlsen Gebäck her – eigentlich eine deutsche Traditionsfirma. Doch in der NS-Zeit bediente sich der Konzern der Hilfe des NS-Regimes.

Hannover – Einer wissenschaftlichen Studie zufolge hat der Gebäckhersteller Bahlsen in der NS-Zeit mehr Zwangsarbeiter eingesetzt als bislang bekannt. Von 1940 bis 1945 haben nach Unternehmensangaben mehr als 800 ausländische Arbeitskräfte Zwangsarbeit für Bahlsen geleistet. Zuvor war man von mehr als 200 Menschen ausgegangen. Bahlsen zufolge handelte es sich zumeist um Frauen aus Polen und der Ukraine.

Fünf Jahre nach den empörenden Aussagen der Firmenerbin arbeitet das Familienunternehmen seine Geschichte auf. Verena Bahlsen hatte viel Kritik auf sich und das Unternehmen gezogen, als sie 2019 behauptete, man habe Zwangsarbeiter bei Bahlsen während der NS-Zeit „gut behandelt“. Kurz danach hatte sie sich entschuldigt und von einem Fehler gesprochen. Doch der Name Bahlsen stand plötzlich nicht mehr nur für Leibniz-Keks und Pick-up-Riegel.

Nun bietet eine Studie der beauftragten Historiker Manfred Grieger und Hartmut Berghoff einen Einblick in die damalige Zeit. Entstanden ist ein 600 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Die Geschichte des Hauses Bahlsen“, das sich mit den Jahren von 1911 bis 1974 beschäftigt. Das Ergebnis: Der Konzern unterstützte das Naziregime und profitierte vom System, insbesondere durch den Einsatz von Zwangsarbeitern. Die Geschäfte im Nationalsozialismus zogen gewaltig an.

Zwangsarbeiter unterlagen in Deutschland weitreichenden rassistisch motivierten Diskriminierungen, schrieben Grieger und Berghoff. Polinnen und Polen mussten eine violett-gelbe P-Raute auf ihrer Kleidung tragen, die sie als rassistisch diskriminierte Personen erkennbar machte - auch bei Bahlsen. Sie erhielten geringere Löhne, kleinere Lebensmittelrationen und eine schlechtere medizinische Versorgung. Der Studie zufolge waren sie in Baracken untergebracht und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Sozialer Kontakt zu Deutschen war ihnen verboten. Polnischen Männern, denen sexuelle Kontakte zu deutschen Frauen nachgewiesen wurden, drohte die Hinrichtung. 

Die Wahrheit über die damaligen Ereignisse sei unbequem und schmerzhaft, teilte die Familie mit. „Wir bedauern das Unrecht, das diesen Menschen bei Bahlsen geschehen ist, zutiefst. Auch bedauern wir, dass wir uns dieser schwierigen Wahrheit nicht früher gestellt haben.“ Die öffentlichen Diskussionen im Jahr 2019 hätten dazu geführt, dass sich intensiv mit der Vergangenheit auseinandergesetzt wurde. „Viele Details aus der Unternehmensgeschichte waren uns nicht bekannt und die Wahrheit ist, dass wir auch nicht nachgefragt haben.“

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