Falsche Transparenz – Diese Änderung setzt die Schiedsrichter nur noch mehr unter Druck
Die Welt
Die Fans in den Stadien sollen die Nachspielzeit künftig sekundengenau angezeigt bekommen. Was nach Transparenz klingt, ist in Wahrheit die nächste Baustelle für die leidgeplagten deutschen Schiedsrichter. Sie werden dem Druck von Tausenden ausgesetzt sein.
Die Fans in den Stadien sollen die Nachspielzeit künftig sekundengenau angezeigt bekommen. Was nach Transparenz klingt, ist in Wahrheit die nächste Baustelle für die leidgeplagten deutschen Schiedsrichter. Sie werden dem Druck von Tausenden ausgesetzt sein. Unter Unparteiischen gibt es eine eiserne Maxime: „Die Nachspielzeit ist der Tod des Schiedsrichters.“ Es sind die Minuten, die ein Spiel komplett kippen lassen können, jede bis dato noch so souveräne Spielleitung zerstören können. Jeder Pfiff wird vom Gefühl her doppelt so kritisch beäugt wie während der 90 Minuten zuvor. Ein diskutables Tor, ein später Platzverweis – und der Schiedsrichter ist sowieso das Gesprächsthema Nummer eins. Die Nachspielzeit potenziert das Ausmaß der Emotionen rund um ein Fußballspiel. Sie möglichst unbeschadet zu überstehen ist die große Kunst eines Schiedsrichters. Für die Schiedsrichter in der Ersten und Zweiten Bundesliga könnte das Sprichwort jetzt mehr Bedeutung denn je zuvor bekommen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant, die Nachspielzeit künftig sekundengenau in den Stadien anzeigen zu lassen. Das berichtet die „WAZ“. Bislang heißt es in §1 Abs. 9 der Richtlinien zur Spielordnung der DFL: „Der Zeitanzeiger muss in der Stellung 45.00 Minuten bzw. 90.00 Minuten gestoppt werden.“ In Zukunft soll die zusätzliche Zeit nun bis zum Schlusspfiff mitlaufen. Sollte die DFL-Mitgliederversammlung zustimmen, greift die Änderung ab Januar. Was für mehr Transparenz bei den Stadionbesuchern sorgen soll, ist in Wahrheit die nächste Baustelle für das ohnehin geschundene deutsche Schiedsrichterwesen. Zerfressen zwischen wöchentlichem VAR-„Hass“ (Köln-Trainer Kwasniok) in der Bundesliga und der Erkenntnis, dass es ohne die technische Assistenz leistungsmäßig auch nicht besser läuft (DFB-Pokal), müssen sie sich darauf vorbereiten, was ihnen in Zukunft am Ende eines Spiels blüht.
