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Faktencheck: Setzt Russland in der Ukraine „butterfly mines“ ein?

Faktencheck: Setzt Russland in der Ukraine „butterfly mines“ ein?

DW
Saturday, March 12, 2022 08:58:32 PM UTC

"Child killer" - so werden sie auch genannt: „butterfly mines“ sehen aus wie Spielzeuge und sind daher vor allem für Kinder gefährlich. Angeblich soll Russland sie in der Ukraine einsetzen. Welche Beweise gibt es?

Der Vorwurf ist schwerwiegend: Laut verschiedenen Medienberichten und Social-Media-Posts wurden in den mehreren umkämpften Regionen der Ukraine „butterfly mines", „Schmetterlingsminen", gefunden. Die kleinen, international geächteten Antipersonenminen sollen von der russischen Armee stammen. Sie gelten als besonders heimtückische Waffe, die sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung richtet. Ihr Einsatz wäre „Terror gegen die Zivilbevölkerung" so die Einschätzung des Militärexperten von der Universität der Bundeswehr in München, Carlo Masala, in seinem Podcast mit dem Magazin „Stern".

„Butterfly mines" hat sich als Bezeichnung für eine bestimmte Art von Antipersoneneminen durchgesetzt, die zumeist als Streumunition verschossen werden. Der Name ist von der Form der Mine abgeleitet, die an einen Schmetterling erinnert, und dazu dient ihren Fall beim Abwurf abzubremsen und die Ausbreitung auf einem möglichst großen Gebiet zu ermöglichen. „Butterfly mines" können mittels spezieller Metallbehälter von Flugzeugen, Hubschrauber sowie durch Artillerieraketen oder Mörsergranaten in großer Stückzahl abgeworfen werden.

Bekannt sind vor allem zwei Modelle: Die us-amerikanische Mine BLU-43/B, auch Dragentooth" genannt, die die US-Army zuletzt im Vietnamkrieg verwendete und die PFM-1, ein fast exakter Nachbau der BLU-43/B aus sowjetischer Produktion, die die Rote Armee vor allem in Afghanistan großflächig eingesetzt hat. Die PFM-1 soll nun auch in der Ukraine zum Einsatz zu kommen. Die Mine besteht vornehmlich aus Plastik, ist rund 12 Zentimeter lang, etwa 6 Zentimeter breit und zumeist dunkelgrün, weshalb sie auch „Green Parrot", „grüner Papagei", genannt wird. In Russland und der Ukraine ist sie auch als „Lepestok” oder „Petal", "Blütenblatt" bekannt.

Als heimtückisch gelten „Butterfly mines" weil sie aufgrund ihrer Beschaffenheit und Form nicht sofort als Waffe oder Sprengstoff erkannt werden, vielmehr leicht mit Spielzeug verwechselt werden können. Hinzu kommt, dass sie nicht unbedingt beim ersten Kontakt detonieren, da sie mit einem kumulativen Druckzünder ausgestattet sind. Dieser löst nicht nur aus, wenn er einen einmaligen Druck in bestimmter Stärker registriert, sondern auch wenn durch mehrmaligen Druck der für die  Detonation nötig Gesamtdruck erreicht wird.

In Afghanistan forderte die PFM-1 viele Opfer innerhalb der Zivilbevölkerung, vor allem Kinder starben oder wurden verstümmelt, weil sie die Minen für Spielzeug hielten. Unter anderem vor diesem Hintergrund kam es 1997 zur sogenannten Ottawa-Konvention. Mit dem „Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren Vernichtung" wurden Antipersonen-Streulandminen wie die PFM-1 international geächtet. Bislang haben 164 Staaten den völkerrechtlichen Vertrag unterzeichnet, Russland und auch die Ukraine allerdings nicht.

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