Engpässe nach Brexit: Johnson schiebt die Schuld auf den Einzelhandel
Frankfurter Rundschau
Der britische Premierminister ist der Meinung, die Vermeidung von Lebensmittelknappheit liegt in der Verantwortung der Unternehmen.
London - Dass Großbritannien nach dem Brexit einige Probleme hat, gibt der britische Premier Boris Johnson inzwischen zu. Immerhin. Beim Parteitag der Konservativen Partei sagte Johnson am Sonntag (03.10.2021), er habe „seit Monaten“ gewusst, dass die Transportbranche in Schwierigkeiten steckte. Und Johnson räumte sogar ein, dass die Probleme bis in die Weihnachtszeit andauern könnten.
Wegen des Brexits haben viele Trucker das Land verlassen und sind auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Zudem hat die Pandemie zu einem Rückstau bei Fahrprüfungen geführt. Insgesamt fehlen in Großbritannien derzeit schätzungsweise 100.000 Lastwagenfahrer:innen. Johnson zufolge befindet sich Großbritannien nach dem Brexit in einer Transformationsphase, in der sich die Wirtschaft von der Abhängigkeit von günstigen Arbeitskräften aus den EU-Staaten lösen muss. Eine Rückkehr zur „unkontrollierten Einwanderung“ zur Eindämmung der Kraftstoffkrise, die auch dazu führt, dass vielerorts die Lebensmittelregale leer sind, werde es nicht geben. Das machte der Premier in einem Interview der BBC gegenüber deutlich.
Boris Johnson wäre allerdings nicht Boris Johnson, wenn er auch nur einen Teil der Schuld und der Konsequenzen aus der Situation auf sich nehmen würde. Der Premier hat den Verantwortlichen des Einzelhandels und der Transportindustrie gegenüber betont, dass die Vermeidung von Lebensmittelknappheit zu Weihnachten in ihrer Verantwortung liege. Es sei schließlich nicht die Aufgabe der Regierung, „Versorgungsprobleme zu beheben“. „Letztendlich sind es die Unternehmen, die die Lösungen für ihre eigenen Lieferkettenprobleme bringen müssen – die Regierung kann nicht eingreifen und jedes Stück der Lieferkette reparieren“, so Johnson gegenüber britischen Medien.