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Endometriose-Petition: 19-jährige Betroffene fordert Aktionsplan von Lauterbach
RTL
Ihr Abitur konnte Theresia Crone nur noch mit stärksten Schmerzmitteln schreiben, ohne Opiate weder schlafen noch essen.
Theresia Crone hat Endometriose. Sie sagt: Lange wurde mir die nötige medizinische Behandlung verwehrt, weil "solche Schmerzen für Frauen normal sind". In einer Petition an das Gesundheitsministerium fordert sie jetzt: Das muss für die betroffenen Frauen schnellstens geändert werden – mit einer nationalen Strategie. Nach nur zwei Tagen haben schon 50.000 Menschen die Petition unterzeichnet.
Endometriose ist sowohl für Patientinnen als auch für Mediziner schwierig: "Schwierig zu verstehen, schwierig zu diagnostizieren und schwierig zu therapieren", schreibt Gynäkologe und Endometriose-Experte Harald Krentel in einer Broschüre der Endometriose-Vereinigung Deutschland. Es dauert deswegen oft mehrere Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. "Die Erkrankung aber bleibt auch dann noch schwierig, weil nun mal niemand erklären kann, warum Endometriose entsteht, und demzufolge keine kausale Therapie bekannt ist", so Krentel dort.
Bei der Endometriose kommt es zu Ansiedelungen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus. Diese gutartigen Wucherungen können Beschwerden wie Schmerzen oder Unfruchtbarkeit verursachen. Sie durchlaufen die hormonellen Veränderungen während des Zyklus der betroffenen Frau ebenso wie die in der Gebärmutter befindliche Schleimhaut. Nach Myomen ist die Endometriose die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Schätzungsweise jede zehnte Frau leidet darunter.
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"Wegen extremer Schmerzen musste ich mit 14 Jahren erstmals ins Krankenhaus", sagt die jetzt 19-jährige Theresia Crone. "Die nächsten Jahre wurden meine Beschwerden immer schlimmer, jedoch bekam ich von medizinischem Personal immer wieder zu hören, dass solche Schmerzen 'normal' für Frauen seien." Ihr Abitur konnte sie schließlich nur noch mit stärksten Schmerzmitteln schreiben, ohne Opiate weder schlafen noch essen. "Das war für mich der Moment, wo ich mir selbst gesagt habe: 'Das ist nicht mehr normal. Du bildest dir das nicht ein.'" Monate später bekam sie die Diagnose: Endometriose.
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In Frankreich haben die Verantwortlichen das Problem erkannt – dort wurde im Januar von Präsident Emmanuel Macron eine nationale Endometriose-Strategie angekündigt. "Das ist kein Frauenproblem, das ist ein Gesellschaftsproblem", stellte Macron fest. In den sozialen Netzwerken sagte er, das Land werde wirtschaftliche Ressourcen freisetzen, um "eine große Herausforderung zu meistern" – eine Krankheit zu untersuchen, die in Frankreich mehr als zweieinhalb Millionen Frauen betrifft. In Australien wird eine solche Strategie bereits umgesetzt.
In Deutschland ist die Gesundheitspolitik davon noch weit entfernt. Mit durchschnittlich 20.300 Euro pro Jahr sei die Erforschung der Krankheit komplett unterfinanziert, klagt Crone in ihrer Petition an. Zudem wird Endometriose trotz chronischen Verlaufs noch immer nicht offiziell als chronische Krankheit anerkannt. Die Folgen: Endometriose wird nicht als Behinderung anerkannt oder Reha-Maßnahmen werden nicht finanziert. Betroffene würden wegen häufiger Krankheitstage bei Beförderungen übergangen oder verlören sogar ihren Arbeitsplatz, so Crone.