Eine Frage des Anstands
Frankfurter Rundschau
Die auch durch die Corona-Pandemie ökonomisch belastenden personellen Probleme der Transportbranche werden nur verschwinden, wenn die Beschäftigten angemessen behandelt werden
Es ist ein Hilferuf – und ein Alarmsignal. Eine internationale Allianz aus Transportverbänden und Gewerkschaften hat sich an die UN gewandt und den zum Teil menschenunwürdigen Umgang mit Lkw-Fahrern, Seeleuten und Flugzeugcrews während der Corona-Pandemie beklagt. Was das Bündnis berichtet, ist beschämend. In der Not war vielen Gesellschaften das Schicksal jener Menschen, die sich um den weltweiten Warentransport und damit um die Versorgung aller kümmern, herzlich egal.
Das rächt sich nun, da viele Beschäftigte aus dem Transportgewerbe die Erfahrungen der letzten Monate zum Anlass nehmen, sich nach weniger prekären Jobs umzuschauen. So verständlich das in jedem Einzelfall sein mag, so gefährlich ist diese Entwicklung für die Weltwirtschaft. Schon heute sind Transporteure und vor allem Lkw-Fahrer knapp. Welche gravierenden Folgen es haben kann, wenn Brummifahrer fehlen, lässt sich derzeit in Großbritannien beobachten. Die zum Teil chaotischen Zustände sind keine durch Corona und den Brexit bedingte Sondereffekte.
Es ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit, mit den Beschäftigten besser umzugehen, damit diese der Transportbranche nicht reihenweise den Rücken kehren. Es ist vor allem eine Frage des Anstands.