Ein Wahnsinn
Frankfurter Rundschau
Verpasstes aufholen ist die Devise des nächsten Schuljahrs, Corona macht es nötig. Dennoch gibt es Lerncamps in den Sommerferien nur vereinzelt. Nachvollziehbar ist das nicht.
Staatssekretär Manuel Lösel hat absolut recht. Sprachcamps wie das an der Eichendorffschule in Kelkheim sind wirklich „wahnsinnig wichtig“. Man fragt sich bloß: Warum gibt es sie dann nicht überall, wo Schülerinnen und Schüler mit nur rudimentären Fähigkeiten in der deutschen Sprache die Schulbank drücken? Also zumindest an all den Schulen, die Seiteneinsteiger:innen aufnehmen und die dort in Intensivklassen oder -kursen unterrichtet werden? Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, dass das Land bei den Sprachcamps (ebenso wie bei den Sommercamps für alle) auf bloße Freiwilligkeit der jeweiligen Schule setzt. Alle pädagogische Freiheit in Ehren: Die Defizite, die aufgrund der coronabedingten Schulschließungen (nicht nur bei Seiteneinsteiger:innen) aufgelaufen sind, sind einfach zu groß, um nicht jede Gelegenheit zu nutzen, sie zu mindern. Natürlich war das vergangene Schuljahr für alle eine besondere Herausforderung, brauchen alle eine Pause und müssen sich erholen können. Doch die Sommerferien sind sechs Wochen lang. Da müssten sich doch überall Pädagog:innen in ausreichender Zahl finden lassen, die ein, zwei oder drei Wochen dieser Zeit dafür verwenden wollen und können, Kindern und Jugendlichen wieder auf die Sprünge zu helfen. Nicht umsonst, denn bezahlt werden sie dafür ja. Camps sind nicht nur wahnsinnig wichtig. Es grenzt an Wahnsinn, auf sie zu verzichten.More Related News