Dmitri Muratow: Nowaja Gaseta trotzt härtesten Repressionen in Russland
Frankfurter Rundschau
Die Unbestechlichen: Von Putins Repressalien lässt sich die russische Oppositionszeitung nicht kleinkriegen - auch wenn sie bereits mehrere Tote zu beklagen hat.
Hinweis: Dieser Artikel von Viktor Funk stammt aus dem Januar 2018. Am 08.10.2021 wurde Dmitri Muratow, der Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta zusammen mit Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Moskau - Die Redaktion tagt unter den Toten. Wenn die Journalisten der Nowaja Gaseta zusammenkommen, um die kommende Ausgabe der russischen Zeitung zu besprechen, sitzen sie unter schwarz-weißen Portraits ihrer ermordeten Kollegen. Sechs sind es: Igor Domnikow, Juri Schtschekotschichin, Anastassija Baburowa, Stanislaw Markelow, Natalja Estimirowa und Anna Politkowskaja, deren Ermordung am 7. Oktober 2006, just am Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin, international heftige Reaktionen hervorrief. Und erst im Juli 2017 wurde ein Säureanschlag auf das Haus von Julia Latynina verübt, unter dessen Folgen ihre Kinder litten. Im September verließ sie Russland.
Die Nowaja Gaseta wird im April dieses Jahres [Anmerkung: 2018] 25 Jahre alt – trotz der Gefahr, der ihre Mitarbeiter ausgesetzt sind. „Nachdem Anna erschossen worden war, sind wir von jungen Leuten überrannt worden, die alle für uns arbeiten wollten“, erzählt Nadeschda Prusenkowa (37) im Gespräch mit der FR. Das Ansehen der Zeitung sorgt bis heute dafür, dass talentierte und mutige junge Journalisten für sie arbeiten wollen – für wenig Geld und ein großes Risiko.