Die Wende nach der Bundestagswahl: Auf jede Stimme kommt es an
Frankfurter Rundschau
Der Bundestagswahlkampf motiviert wenig. Doch wenn die grundlegende Wende gelingen soll, dann zählt jede Stimme am Sonntag. Der Leitartikel.
Ein Alptraumszenario: Andreas Scheuer bleibt Verkehrsminister als Tribut für Markus Söders Rückzug nach Bayern. Ernährungsministerin Julia Klöckner darf weiter wegen Werbeterminen keine Zeit für die Agrarwende haben. Jens Spahn verkauft das Gesundheitswesen komplett an die Privatwirtschaft. Friedrich Merz … – man mag es sich gar nicht ausmalen. Zu allem Überdruss wird Armin Laschet Kanzler.
Unrealistisch? Niemand sollte sich von Sonntagsfragen zur Bundestagswahl 2021 täuschen lassen. Wenn Olaf Scholz – oder kaum zu erwarten Annalena Baerbock – nicht mit deutlichem Abstand gewinnt, sind Koalitionen unter Unions-Führung wahrscheinlich. Nach sechzehn Jahren Merkel besteht aber endlich die Chance auf einen Regierungswechsel. Die Union und ihr Personal müssen abgewählt werden, es ist Zeit für eine grundlegende Wende.
Ja, die Personen in den Triellen reißen nicht mit. Ja, niemand hat eine motivierende Vision in den Wahlkampf eingebracht. Doch in den kommenden vier Jahren wird eine Regierung das Land bestimmen, ob die mit Grausen Abgewendeten nun überzeugt sind oder nicht. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die progressive Wählerschaft ins Nichtwählerlager wechselt. Es kommt an diesem Sonntag wirklich auf jede Stimme an.