
Die politische Linke steckt im Krisenmodus
Frankfurter Rundschau
Die Krise der Linkspartei ist Ausdruck einer Verunsicherung, die tiefere Ursachen hat.
Nicht nur die Partei Die Linke steckt in einem tiefen Tal. Auch die politische Linke in Deutschland und in vielen anderen Ländern Europas befindet sich im Krisenmodus. Das hat ähnliche Gründe wie die Verwerfungen in der gleichnamigen Partei, die nach der Spaltung nun ihre Führung austauscht und eine Nachfolge für Janine Wissler und Martin Schirdewan sucht.
Es ist in vielem unklar, was Linkssein heute bedeutet. Die Corona-Krise, die Migration, der russische Angriff auf die Ukraine und der Gaza-Krieg haben Fragen aufgeworfen, bei denen die Antworten auf der Linken unterschiedlich ausfallen. Wenn einstige Weggefährtinnen und -gefährten auf der gegenläufigen Spur gesichtet werden, entsteht jedoch Verunsicherung.
Nur ein kleiner Teil der politischen Linken hat jemals mit der Partei Die Linke sympathisiert. Doch ihr Zerbrechen in zwei Teile, die sich gegenseitig nicht ausstehen können, ist symptomatisch für das, was derzeit auf der linken Seite des politischen Spektrums insgesamt zu beobachten ist.
Nimmt man SPD und Grüne hinzu, steht die parteipolitische Linke unter 30 Prozent. So schwach war sie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland. Auch in Frankreich kommt selbst ein Bündnis, das alles Linke, Grüne und Sozialdemokratische zu vereinen versucht, gerade noch auf gut ein Drittel der Stimmen.
Die weitreichende Akzeptanz rechter und sogar rechtsextremer Positionen hat die Linke in eine Verteidigungsposition gebracht, in weiten Teilen Europas. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Rechten trotzdem mit der Behauptung durchdringen, wir lebten in einer „links-grün versifften“ Republik. Tatsächlich wächst die soziale Spaltung und lahmt der Klimaschutz – eben jene Felder, die für „links“ und „grün“ im Mittelpunkt stehen.













