Die Geschichte eines Mannes, der kein Flüchtling sein will
Die Welt
Nur ein Einzelfall? Der iranische Regisseur Ata Mehrad konnte schon zum zweiten Mal nicht zum Kasseler Dokumentarfilmfest anreisen. Das erste Mal verschlampte die deutsche Botschaft in Teheran seinen Pass, diesmal verweigerte sie das Visum. Eine Rekonstruktion.
Eigentlich hätte Ata Mehrad im Zug sitzen sollen, am Sonntagnachmittag vor knapp drei Wochen. Von Kassel nach Berlin, im ICE. Er wäre rechtzeitig in der Hauptstadt gewesen, um abends dabei zu sein, wie der Dreizehnminüter „Jadeh 99/Road 99“ auf der „Interfilm“ ausgezeichnet wurde. Auf dem Kurzfilmfestival gewann der Film an diesem Novemberabend nämlich den zweiten Preis in der „Confrontation Competion“.
Benannt ist der Kurzfilm nach der längsten Straße, die von Afghanistan in den Iran führt. Eine Gruppe von Afghanen macht sich auf, ihr Land zu verlassen. Im Auto eines Schleppers finden sie Platz, manche verborgen hinter den Vordersitzen, zwei Jüngere in einem Verschlag im hinteren Teil des Wagens. Lüftungsschlitze bieten die einzige Möglichkeit, der vorüberziehenden Landschaft gewahr zu werden, drinnen entspinnt sich ein Gespräch, die zwei, die sich vorher nicht kannten, singen zu einem Popsong, der blechern aus dem Handy des Jungen tönt. Sie vereinbaren, sich als Bruder und Schwester auszugeben, sollten sie an der Grenze von der iranischen Polizei entdeckt werden.