Der TikTok-Eklat
Die Welt
Um ein junges Publikum zu gewinnen, rief das Filmfestival von Cannes erstmals einen Wettbewerb für TikTok-Kurzfilme aus. Zwischendurch drohte das Vorhaben zu scheitern. Daran zeigt sich der Abgrund zwischen China und dem Westen, wenn es um künstlerische Freiheit geht.
Es war ein Versuch, ein später vielleicht, aber einer, der unternommen werden musste: die Kooperation des Festivals von Cannes mit der von einem chinesischen Unternehmen betriebenen Videoplattform TikTok. Die einen wollten Sichtbarkeit unter der einen Milliarde von jungen Nutzern gewinnen, die anderen eine Art kulturelle Respektabilität verschaffen. Nun ist der Versuch spektakulär gescheitert – bevor er – nach einem totalen chinesischen Gesichtsverlust – doch noch gerettet wurde.
Das Kernstück der Zusammenarbeit, #TikTokShort Film, ein Wettbewerb für Kurzfilme nach den Regeln der Plattform, ist geplatzt. Der Grund liegt nicht in künstlerischen Differenzen, sondern ist viel bestürzender, weil er uns eine klare Vorstellung des Abgrunds gibt, der zwischen China und dem Westen liegt, wenn es um künstlerische Freiheit geht.