Der rebellische Impetus steckte auch in seinen angepassten Figuren
Die Welt
Christian Doermer war der erste Star des Neuen Deutschen Films. Dann begann er sich für Rassismus und Kolonialismus zu interessieren – und verschwand als Schauspieler weitgehend. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren verstorben.
„Er wurde furchtbar viel herumgeschubst, war ein schwieriger, unangepasster Junge, den man früh ins Internat abschob, der mit niemandem zurechtkam, schon gar nicht mit sich selber.“ So charakterisierte die Frau von Christian Doermer in einem „Stern“-Porträt ihren Mann.
Und doch, der Christian Doermer, der als Protagonist des Jungen Deutschen Films berühmt wurde, war ein ganz Anderer. In „Die Halbstarken“ spielte er den braven kleinen Bruder des aufsässigen Horst Buchholz. In „Flucht nach Berlin“ war er ein idealistischer SED-Funktionär, der den Glauben an das Regime verliert. Im „Brot der frühen Jahre“, dem Startschuss für den Neuen Deutschen Film, ist er ein träumerischer Durchschnittsbürger mit eigenem Auto, der durch das Wiedersehen mit einer Jugendfreundin die Sinnlosigkeit seines Lebens erkennt. Und in „Schonzeit für Füchse“, dem zweiten Schlüsselwerk der Jungfilmer, ist er ein verspielter Intellektueller, der in der Gutbürgerlichkeit mitspielt, weil er sich nichts Anderes vorstellen kann.