
Der kubanischen Revolution läuft die Zeit davon
Frankfurter Rundschau
Die Wirtschaftskrise gilt als der entscheidende Auslöser für die Proteste auf Kuba.
Havanna - Die kubanische Führung blickt mit Bangen auf das Wochenende. Präsident Miguel Díaz-Canel und seine Kommunistische Partei fürchten, dass sich wiederholen könnte, was sich am Sonntag ereignete. Landesweite spontane und wütende Proteste gehen die Regierung und die katastrophale wirtschaftliche Situation auf der Insel. In den vergangenen Tagen drang sehr wenig Verlässliches nach außen, nachdem die Behörden das Internet gekappt und die Mobilfunkleitungen gestört hatten. Unbestätigten Angaben zufolge aber sollen mehr als tausend Menschen vorübergehend festgenommen worden sein, auch Aktivist:innen aus der Kulturszene und Presseleute wurden festgesetzt. Die meisten dieser Meldungen stammen allerdings von oppositionellen Blogger:innen und Internetaktivist:innen, die kaum nachzuprüfen sind. Allerdings ist klar, dass der erste Reflex der Regierung wie immer war: Proteste unterdrücken, Schlüsselpersonen isolieren. Nur hat dieser Protest keine wirklichen Anführer:innen. Es ist eine Rebellion gegen die Revolution, die aus dem Volk kommt, gespeist von der Notlage durch Corona und die Wirtschaftskrise und getriggert durch das Internet. Es ermöglicht den Menschen auf Kuba, in Echtzeit zu sehen, wie es in anderen Ecken des Landes aussieht. Die breite Verfügbarkeit des Internets auf der Insel hat der kommunistischen Führung das Informationsmonopol genommen. Mitte der Woche machte die Regierung einen Schritt auf die Bevölkerung zu, als Ministerpräsident Manuel Marrero ankündigte, dass von Montag an Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel, die Reisende auf die Insel bringen, vom Zoll befreit würden. Auch bisher geltende Mengenbegrenzungen fallen demnach weg. „Wir wollen Freiheit und nicht ein paar Koffer mehr“, schrieb daraufhin die Dissidentin Yoani Sánchez in ihrem Blog 14ymedio. „Dafür ist kein Blut auf den Straßen vergossen worden.“ Ohnehin gibt es wegen der Corona-Restriktionen und der teilweisen Verbote von Flügen aus den USA sehr viel weniger Reisende als früher.More Related News













