Das Klima braucht mehr Gras
Frankfurter Rundschau
Für den Klimaschutz werden weltweit immer mehr Wälder wieder aufgeforstet. Das ist gut. Aber vor lauter Bäumen übersehen viele, dass auch in Bodennähe mehr getan werden muss.
So populär ist kaum eine andere Methode. Wenn es um die große Frage geht, wie der Klimawandel abgemildert werden kann, gehört die Aufforstung zu den ersten Antworten. Die Logik dahinter ist einfach und einleuchtend. Da Bäume klimaschädliches CO2 aus der Luft holen und speichern, ist es gut, wenn man mehr Wälder hat, die dann schließlich mehr CO2 aufnehmen und binden können.
Viele Länder haben deshalb Programme aufgelegt, um neue Wälder zu pflanzen, von Großbritannien über Äthiopien, Kenia, Pakistan und China bis Neuseeland. Zahlreiche ärmere Staaten wollen ihren Beitrag zum Pariser Klimaabkommen in Form von Aufforstungen leisten. Auch viele nichtstaatliche Akteur:innen engagieren sich in dem Bereich. Das Davoser Weltwirtschaftsforum hat ein Eine-Billion-Bäume-Programm initiiert (derzeit gibt es schätzungsweise drei Billionen Bäume weltweit). Unternehmen werben damit, dass sie Bäume pflanzen, wenn man ihre Produkte kauft.
Tatsächlich kann das Pflanzen neuer Bäume – sofern es nicht nur um Stangenforste und Plantagen geht – ein wichtiger Beitrag gegen die Klimakrise sein. Doch es gibt auch eine Schattenseite. Das große Interesse für Wälder schluckt quasi die ganze Aufmerksamkeit. Andere Ökosysteme erhalten ungleich weniger Beachtung, obwohl auch sie für Klimaschutz und Biodiversität von sehr großer Bedeutung sind. Beispielsweise Graslandschaften.